Hans-Jürgen Krahl. Veranstaltungen.

Peter Brückner

Hans-Jürgen Krahl – Adornokritik von Links

Lektüre-Nachmittag am 13.12.2003.

 

Zur Praxis kritischer Theorie.
Hans-Jürgen Krahl und das unabgegoltene Erbe der Neuen Linken.

WochenendSeminar am 23./24.April 2004 im institut für vergleichende irrelevanz, Frankfurt

 

Dieses Wochenende zur Einführung knüpfte an den Lektürenachmittag vom Dezember 2003 an: »Hans Jürgen Krahl – Adornokritik von links«. Den Vortrag hielt ein Referent des internet-Projekts krahlstudien.de Sie schrieben:

»In den Sechziger Jahren redeten alle vom Wetter. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund nicht: er bildete die Köpfe von Marx und Engels auf seinen Plakaten ab. Heute reden alle vom Neoliberalismus (attac und Norbert Blüm eingeschlossen). Wir wiederum nicht. Wir stellen Hans-Jürgen Krahl, den Adornoschüler und theoretischen Kopf der Frankfurter Studentenbewegung, vor und werden zu beweisen versuchen, dass sein politisches und theoretisches Vermächtnis nicht aus Zufall, aber sehr zu Unrecht der allgemeinen Vergesslichkeit anheimgefallen ist.

Wie gesagt: Krahl sprach nicht von Neoliberalismus. Er charakterisierte das herrschende System in Anlehnung an den frühen Horkheimer als eines des integralen Etatismus und meinte: im politischen Einvernehmen mit monopolisiertem Kapital und integrierter Sozialdemokratie steuert der autoritäre Staat neben Märkten und Profitraten längst auch die Bedürfnisse des Einzelnen. Als Angehörige subalterner Klassen kommen wir bei dieser Anpassungsprozedur alles andre als gut weg. Dabei lassen wir uns gar nicht mal so sehr von Massenbetrug oder dem kümmerlichen Schein demokratischer Sozialstaatlichkeit blenden. Unsere Subjektivität ist bereits auf einer tieferen Ebene autoritär vorstrukturiert und schleichend entmündigt worden.

Anders als Horkheimer und Adorno aber zog Krahl aus dieser keineswegs fürs Antiquariat bestimmten Gegenwartsanalyse des autoritären Staates nicht nur schriftstellerische sondern ganz praktische Konsequenzen. Er kümmerte sich beispielsweise um die heute etwas aus der Mode gekommene Frage, wie sich sozialistische Systemopposition organisieren muss, um ihrem Namen und Beruf gerecht zu werden. Krahl kam nicht umhin, sich in diesem Zusammenhang auch mit Adorno und Horkheimer zu überwerfen. Er zog sich, das kann den Adornoindustriellen nebenher ins komische Stammbuch geschrieben werden, ziemlich achtbar aus der Affäre. Allein: die Herausbildung einer antiautoritär-proletarischen Kraft im weiten Diesseits von Stalinismus, Sozialdemokratie und Elfenbeinturm konnte er nicht mehr erleben. Die gehört, wem sagen wir´s, erst noch geschaffen.«

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