Aus der Veranstaltung: »Das Kapital. Gebrauchsanleitung.« (29.10.2003)

Dispositiv zum (mündlich gehaltenen) Beitrag:

»Ansätze für eine historisch-materialistische Kritik des Antisemitismus auf Basis des Produktionsprozesses des Kapitals (MEW 23)«

von theorie praxis lokal und dem Kapital-Lektüre-Kurs

 

 

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Problem der Identifikation/Verknüpfung von »Geldmenschen« (MEW1:373-375) sowie »Kapital« und »Juden« (MEW 13:638):

Juden als in Zirkulation eingesperrtes »Handelsvolk«. MEW 23:S.93: »Eigentliche Handelsvölker existieren nur in den Intermundien der Alten Welt, wie Epikurs Götter oder wie Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft.« (FRANCIS WHEEN: KARL MARX (1999;dt.2002,S.74: »Das deutsche Wort 'Judentum' galt damals geradezu als Synonym für 'Handel' ».)

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Methodologischer Hinweis (MEW 23:393 Anmerkung 89 unten):

»Es ist in der Tat viel leichter, durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als, umgekehrt, aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu entwickeln. Die letztere [Analyse-Methode] ist die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode.«

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Alltagsreligion (MEW 25:838f):

undurchsichtige (statt transparente) Arbeits/Alltagsbeziehungen, realer Schein der Zirkulations-Sphäre (MEW 23:170: »In der Tat ist also G-W-G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es UNMITTELBAR in der Zirkulationssphäre ERSCHEINT.«

Warenfetischismus ist quasi-Religion (»Fetischcharakter« für MARX bloße Analogie, in Wirklichkeit noch schlimmer, vertrackter als »religiöse Nebelbildungen«,«Produkte des Kopfes«, sondern: der Mensch wird fetischistisch »beherrscht vom Machwerk seiner eigenenHand«) 649); Phantasmagorie (86f), Hieroglyphe (88)

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Mystifikation:

(90:) »Aller Mystizismus der Warenwelt, aller Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion umnebelt, ... », (649:) Naturalisierung i.S.v. Pseudonatur)

verstecktes Geheimnis, Verkleidung (89, 168f), okkulte Qualität (169: Geldrätsel, Kapitalrätsel 556), Entpuppen, Úmzaubern (170), Metamorphose:

(134:) »das kontinuierliche Ineinandergreifen der Metamorphosenreihen, die Hast des Stoffwechsels« und umgekehrt die Verlangsamungen: »Woher diese Stockung entspringt, ist natürlich der Zirkulation selbst nicht anzusehen.« und Anmerkung 135 unten:«Volksillusion, welche Stockungen des Produktions- und Zirkulationsprozesses einem Mangel an Zirkulationsmitteln zuschreibt,« Zirkulationspfuschereien fordert ...)

hemmungsloser Trieb, rücksichtsloser Bereicherungstrieb, rastlose Anhäufung von Geld-Reichtum und Macht:

»Akkumuliert, akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten! (...) Also spart, spart, d.h. rückverwandelt möglichst großen Teil des Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital! Akkumulation um der Akkumulation, Produktion um der Produktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Ökonomie den historischen Beruf der Bourgeoisperiode aus. (...) Allerdings [:] Produktion, Produktion auf stets erweiterter Stufenleiter, lautet ihr Schibboleth [Buch der Richter 12,6: Kennwort bei Todesstrafe] ...«

Funktion(ieren), Personifizierung des »automatischen Subjekts« (167-170), Aufspaltung der bourgeoisen Charaktermasken (590:) »Der Bruch des Mehrwerts in verschiedene Stücke ...« » Wir unterstellen hier also einerseits, ... und verweilen nicht weiter bei den neuen Formen, die dem Kapital anschiessen in der Zirkulationssphäre, noch bei den darin eingehüllten konkreten Bedingungen der Reproduktion. Andererseits gilt uns der kapitalistische Produzent als Repräsentant aller seiner Teilnehmer an der Beute. Wir betrachten also zunächst die Akkumulation abstrakt, d.h. als bloßes Moment des unmittelbaren Produktionsprozesses.(...) Andererseits verdunkeln die Zerspaltung des Mehrwerts und die vermittelnde Bewegung der Zirkulation die einfache Grundform des Akkumulationsprozesses. Seine reine Analyse erheischt daher vorläufiges Wegsehen von allen Phänomenen, welches das innere Spiel seines Mechanismus verstecken.«

(605:) »Man riecht und sieht diesem Gelde nicht an, dass es Mehrwert ist. Der Charakter eines Werts als Mehrwert zeigt, wie er zu seinem Eigner kam, ändert aber nichts an der Natur des Werts oder des Geldes.« -- d.h.: DIE »GELDMENSCHEN«-CHIMÄRE (MEW1:375) LÄSST SICH NICHT AUFLÖSEN AUF DER EBENE VON GELD und WERT, d.h. NICHT ALLEIN IN TERMINI VON »RAFFEND«, »SCHAFFEND«,«OKKULT«:

(MEW 23,169:) »Fixiert man die besonderen Erscheinungsformen, welche der sich verwertende Wert im Kreislauf seines Lebens abwechselnd annimmt [Urfassung: / worin er sich abwechselnd darstellt], so erhält man die Erklärungen: Kapital ist Geld, Kapital ist Ware. In der Tat aber wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, worin ER UNTER DEM BESTÄNDIGEN WECHSEL DER FORMEN von Geld und Ware SEINE GRÖßE SELBST VERÄNDERT, sich als MEHRwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn DIE BEWEGUNG, WORIN ER MEHRWERT ZUSETZT, IST SEINE EIGENE BEWEGUNG, seine Verwertung also Selbstverwertung. ER HAT DIE OKKULTE QUALITÄT ERHALTEN, WERT ZU SETZEN, WEIL ER WERT IST. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldene Eier. Als das übergreifende Subjekt eines solchen Prozesses, worin er Geldform und Warenform bald annimmt, bald abstreift, sich aber in diesem Wechsel erhält und ausreckt, bedarf der Wert vor allem einer selbständigen Form, wodurch seine Identität mit sich selbst konstatiert wird. Und diese Form besitzt er nur im Gelde. Dies bildet daher Ausgangspunkt und Schlusspunkt jedes Verwertungsprozesses. (...)

Aber das Geld gilt hier nur als EINE Form des Werts, denn er hat deren zwei. Ohne die Annahme der Warenform wird das Geld nicht Kapital. [Urfassung statt des letzten Satzes: Und die Annahme der Warenform bildet gerade das vermittelnde Moment seiner Bewegung.] (...) Der Kapitalist weiss, dass alle Waren, wie lumpig sie immer aussehen oder wie schlecht sie immer riechen, im Glauben und in der Wahrheit Geld, innerlich beschnittene Juden sind und zudem wundertätige Mittel, um aus Geld mehr Geld zu machen.« (Im darauf folgenden Absatz führt MARX diese weiter »prozessierende, sich selbst bewegende Substanz [philosophiegeschichtliche Anspielung auf den neuzeitlichen Dissidenten vom Judentum, SPINOZA], für welche Ware und Geld beide bloße Formen« sind, zur Evokation der christlichen Trinität, Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist, weiter.] »In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Zirkulation G-W-G' abgekürzt dar in ihrem Resultat ohne die Vermittlung, sozusagen im Lapidarstil, als G-G', Geld, das gleich mehr Geld, Wert, der größer als er selbst ist.«

DIE »OKKULTE QUALITÄT« DES SICHSELBSTVERWERTENDEN WERTES / GELDES ABER LÖST SICH ERST »AUF DEM GEBIET DER ARBEIT« AUF UND DURCH DIE ANALYSE DER PRODUKTIONSVERHÄLTNISSE UND RECHTSVERHÄLTNISSE IN KLASSENBEZIEHUNGEN:

608f: »In allen Fällen hat die Arbeiterklasse durch ihre diesjährige Mehrarbeit das Kapital geschaffen, das im nächsten Jahr zuschüssige Arbeit beschäftigen wird. ('Die Arbeit schafft das Kapital, bevor das Kapital die Arbeit anwendet.' -- E.G.Wakefield 1833) Das ist es, was man nennt: Kapital durch Kapital erzeugen. (...) Eigentum an vergangener unbezahlter Arbeit erscheint jetzt als die einzige Bedingung für gegenwärtige Aneignung unbezahlter Arbeit in stets wachsendem Umfang. Je mehr der Kapitalist akkumuliert hat, desto mehr kann er akkumulieren. (...) sofern jede einzelne Transaktion fortwährend dem Gesetz des Warenaustausches entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, SCHLÄGT OFFENBAR DAS AUF WARENproduktion und WarenZIRKULATION BERUHENDE GESETZ der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigene, innere, unvermeidliche Dialektik IN SEIN DIREKTES GEGENTEIL UM. DER AUSTAUSCH VON ÄQUIVALENTEN, der als die ursprüngliche Operation ERSCHIEN, HAT SICH SO GEDREHT, DASS NUR ZUM SCHEIN AUSGETAUSCHT WIRD, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des OHNE ÄQUIVALENT ANGEEIGNETEN FREMDEN ARBEITSPRODUKTES ist und zweitens von seinem PRODUZENTEN, dem Arbeiter, nicht nur ersetzt, sondern MIT NEUEM SURPLUS[wert] ersetzt werden muss. DAS VERHÄLTNIS DES AUSTAUSCHES zwischen Kapitalist und Arbeiter WIRD ALSO NUR EIN DEM ZIRKULATIONSPROZESS ANGEHÖRIGER SCHEIN, BLOßE FORM, DIE DEM INHALT SELBST FREMD IST UND IHN NUR MYSTIFIZIERT. Der beständige KAUF UND VERKAUF der Arbeitskraft IST DIE FORM. DER INHALT IST, DASS DER KAPITALIST einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er SICH UNAUFHÖRLICH OHNE ÄQUIVALENT ANEIGNET, STETS WIEDER gegen größeres Quantum LEBENDIGER FREMDER ARBEIT UMSETZT. Ursprünglich ERSCHIEN UNS das EigentumsRECHT gegründet auf eigene Arbeit. Wenigstens musste diese Annahme gelten, DA SICH NUR GLEICHBERECHTIGTE WARENBESITZER GEGENÜBERSTEHEN (...) Eigentum erscheint JETZT auf Seite des Kapitalisten als DAS RECHT, FREMDE UNBEZAHLTE Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters, ALS UNMÖGLICHKEIT, SICH SEIN EIGENES PRODUKT ANZUEIGNEN. Die Scheidung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen KONSEQUENZ EINES GESETZES, das SCHEINBAR von ihrer Identität ausging.

DIESER DIALEKTISCHE UMSCHLAG ... richtig entwickelt ... » würde uns ersparen, in der Antisemitismuskritik selber stets wieder in der falschen Dichotomie von »raffendem« und »schaffendem« Kapital einigermaßen hilflos hängenzubleiben, indem wir sie lediglich dementieren, aber in diesem Dementi bloß immerfort wiederholen, womöglich mit bloßem Vorzeichenwechsel des moralisierenden Gefühlsakzents.

S.610: »So sehr die kapitalistische Aneignungsweise also den ursprünglichen Gesetzen der Warenproduktion ins Gesicht zu schlagen SCHEINT, so entspringt sie doch keineswegs aus der Verletzung, sondern im Gegenteil aus der Anwendung dieser Gesetze.(...) Dass diese BESONDERE Ware Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchswert hat, Arbeit zu liefern, also Wert zu schaffen, das kann DAS ALLGEMEINE GESETZ der Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn vorgeschossene Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder vorfindet, sondern UM EINEN MEHRWERT VERMEHRT vorfindet, so rührt dies nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner Ware erhalten, sondern nur aus dem Verbrauch dieser Ware durch den Käufer. (...) Das Gebiet der Arbeit ist bekanntlich nicht das einzige, wo die Erstgeburt Wunder tut. [vgl. 2.Buch MOSES, 4,22: »Israel ist mein erstgeborener Sohn«; 1.Buch MOSES 25,31: »Verkaufe mir heute deine Erstgeburt«] (...) Die politische Ökonomie stellt das Kapital daher überhaupt dar als 'AKKUMULIERTEN Reichtum' (verwandelten MEHRwert oder Revenue), 'der von neuem zur Produktion von MEHRwert verwandt wird', oder den Kapitalisten als 'Besitzer des MEHRprodukts'. DIESELBE ANSCHAUUNGSWEISE BESITZT NUR ANDERE FORM IN DEM AUSDRUCK, DASS ALLES vorhandene KAPITAL akkumulierter oder kapitalisierter ZINS sei, denn der Zins ist ein bloßes Bruchstück des Mehrwerts.«

Damit erst ist die wirkliche ökonomische Basis alles antisemitischen »Antikapitalismus« aufgewiesen und die judophobe Fetischisierung sowie Personifizierung von Reichtumsaneignung, Geldvermehrung, Macht-Akkumulierung, Zins und Kapital-«Knechtschaft«, Rechts-Illusionen und Rechtsgrundlagen, »Auserwähltheit«-Glauben, »Erstgeburt«-Neid gegenüber den Besitzern der »geheimnisvollen Macht der Geldvermehrung«=Reichtumsanhäufung usw. in ihrer tiefsitzenden, regenerativen sozial-ökonomischen Wurzel aufzeigbar. DIES BEDEUTET KEINESWEGS EINEN SIMPLIFIZIERENDEN, »RATIONALISTISCH« PLATTEN »ÖKONOMISCHEN REDUKTIONISMUS« der Antisemitismuskritik, wie ein akademischer (De-)Konstruktivismus in seiner weiteren bürgerlich-moralisierenden Re-Mystifizierung des sozialen Wahnsystems Antisemitismus dem MARXschen Ansatz der Kritik der politischen Ökonomie allzugerne vorzuwerfen pflegt. VIELMEHR IST DIES DIE RADIKALSTE, ENTSCHEIDENDSTE NOTWENDIGE BEDINGUNG -- wenn auch noch nicht hinreichende -- für die radikale Kritik des Antisemitismus in seinen verschiedenen Abstufungen, Ausformungen und in seiner noch längst nicht vollständig erklärten Komplexität. Diese ist aber gerade erst in ihren komplizierten Vermittlungen von OBJEKTIVER ökonomischer Produktionsweise und SUBJEKTIVEN, IDEOLOGISCHEN VERKEHRUNGEN ihres realen Scheins in den Köpfen und Emotionen der produzierenden Subjekte herauszukriegen (oder eben garnicht). Um diese Vermittlungen aufzuweisen und AUFZULÖSEN, müssen sich die Historischen MaterialistInnen auch einlassen auf die existierenden, wahnhaften, historisch immer wiederkehrenden symptomatischen BILDER, PHANTASMATA UND STEREOTYPEN die im Antisemitismus begegnen und sich mörderisch entäussern, Gestalt annehmen und sich in vermeintlich »antikapitalistische«, »antiimperialistische«, (national-staats-)«sozialistische« Tathandlungen umsetzen -- sich darauf einlassen mit WISSENSCHAFTLICH-communistischer KRITIK: diese unterscheidet sich von der moralisierenden Kritik dadurch, dass sie ihren Gegenstand -- den Antisemitismus, seine TrägerInnen und die sozialen Verhältnisse, die ihn/sie hervorbringen --, nicht nur analytisch-SOZIALpsychologisch als zu therapierenden »Patienten« begreift und behandelt, sondern als Feind ernstnimmt: so, wie schon der frühe MARX den »Krieg den deutschen Zuständen« erklärt: »Sie stehen UNTER DEM NIVEAU DER GESCHICHTE, sie sind UNTER ALLER KRITIK, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des SCHARFRICHTERS bleibt. Mit ihnen im Kampf ist die Kritik keine Leidenschaft des Kopfes, sie ist der Kopf der Leidenschaft. Sie ist kein anatomisches Messer, sie ist eine Waffe.« (MEW1:380) DIESEM SELBSTVERSTÄNDNIS DER WISSENSCHAFTLICH-VERNICHTENDEN KRITIK IST MARX IN DER KRITIK DER POLITISCHEN ÖKONOMIE WEITER KONKRETISIEREND GEFOLGT, WO ER AN ALLEN MÖGLICHEN SPRING- UND KNOTENPUNKTEN DES KAPITALISTISCHEN PRODUKTIONSPROZESSES DIE IHNEN ENTSPRINGENDEN UND ENTSPRECHENDEN BILDER, PHANTASMATA, »ZWANGSVORSTELLUNGEN« AUFGREIFT, DIE HISTORISCH AUF DIE JUDEN GERHEFTET WORDEN SIND, UND SIE AUF DIE WIRKLICHEN AUSBEUTUNGS-, VERKNECHTUNGS- UND MACHTBEZIEHUNGEN ZURÜCKZUFÜHREN ERMÖGLICHT, AUF GESELLSCHFTLICHE STRUKTUREN, DENEN DIESE BILDER ENTSPRINGEN UND DIE IN WIRKLICHKEIT »UNSER UNGLÜCK SIND«.

EINIGE ALTBEKANNTE JUDOPHOBE ODER IHNEN VERWANDTE BILDER UND AN DIE JUDEN FETISCHISTISCH »ANGEKLEBTE« VORSTELLUNGSKOMPLEXE SIND:

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Vampir:

Das Kapital ist »verstorbene Arbeit, die sich nur vampyrmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit« (MEW 23: 271:) »mit jedem Tropfen Arbeit ein proportionelles Quantum Mehrarbeit einzusaugen.«, »stillt nur annähernd den Vampyrdurst nach lebendigem Arbeitsblut«)

In der Inauguraladresse der InternationalenArbeiterAssoziation (MEW 16,S.11), wird schon der Bogen geschlagen zum Kinderschächter-Motiv:

»Die Bourgeisie hatte durch [die Vulgärökonomen] Dr.URE, Professor SENIOR und andre Weise dieses Schlages in ihren bekanntesten wissenschaftlichen Organen prophezeit und zu ihrer vollsten Befriedigung bewiesen, dass jede gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit der englischen Industrie die Totenglocke läuten müsse, einer Industrie, die, vampyrgleich, nur leben könne, wenn sie Menschenblut sauge und vor allem Kinderblut. In alten Zeiten war der Kindermord ein geheimnisvoller Ritus der Religion des MOLOCHs, doch wurde er nur bei ganz feierlichen Anlässen praktiziert, vielleicht einmal im Jahre, und ausserdem hatte MOLOCH keine ausgesprochene Vorliebe für die Kinder der Armen.«

(Dazu PRAWER 282:)«Zweierlei verdient hier festgehalten zu werden: zunächst, wie MARX Bilder und Begriffe aus sehr verschiedenen Welten -- die Bilder des Vampirs und des Molochs -- zu einem Amalgam grotesken Schreckens verbindet; zum zweiten, dass er, wenn er das biblische Bild in die eigene welt überträgt, darauf bedacht ist, Kontrastierendes ebenso hervorzuheben wie Ähnlichkeiten. Leser, die im Molochkult, wie die Bibel ihn verzeichnet, ein Nonplusultra des Grauens und der Grausamkerit sehen, sollen durch MARX' Behauptung aufgerüttelt werden zu der Einsicht, dass würdige Oxforder Professoren im aufgeklärten 19.Jahrhundert imstande sind., schlimmere Unmenschlichkeiten zu begünstigen und zu rechtfertigen, als Molochpriester und -anbeter sie sich jemals einfallen liessen.«

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Werwolf:

sogar vs. Sabbatfeier! »also die naturwidrige Verlängerung des Arbeitstags« = wesentlich ist Einsaugung von Mehrarbeit, ausschliesslich Interesse an Flüssigmachen von Mehrarbeitskraft-Maximum: 280f; 258f, 786)

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Kinderschäch(t)er:

784: »Manch Kapital, das heute in den USA ohne Geburtsschein auftritt, ist erst gestern in England kapitalisiertes Kinderblut.« 785: »Kinderperiode der großen Industrie. Die Geburt der letzteren wird gefeiert durch den großen herodischen Kinderraub.(...) ökonomische Einsicht in die Notwendigkeit des Kinderraubs und der Kindersklaverei für die Verwandlung des Manufakturbetriebs in den Fabrikbetrieb und die Herstellung des wahren Verhältnisses von Kapital und Arbeitskraft«

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Parasiten:

486: »In der Manufakturperiode und mehr noch in der sog. Hausarbeit« -- d.h. wo und »weil die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine ganze Reihe räuberischer Parasiten sich zwischen den eigentlichen Arbeitgeber und den Arbeiter drängt ... und endlich ... die Arbeiterkonkurrenz notwendig ihr Maximum erreicht.«

533: »An die Stelle der formellen tritt die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. ... die Zwitterformen, worin die Mehrarbeit weder durch direkten Zwang dem Produzenten ausgepumpt wird, noch auch dessen formelle Unterordnung unter das Kapital eingetreten ist. Das Kapital hat sich hier noch nicht unmittelbar des Arbeitsprozesses bemächtigt. Neben die selbständigen Produzenten ... tritt der Wucherer oder Kaufmann, das Wucherkapital oder das Handelskapital, das sie parasitenmäßig aussaugt. ... Endlich ... werden gewisse Zwitterformen auf dem Hintergrund der großen Industrie stellenweise reproduziert, wenn auch mit gänzlich veränderter Physiognomie.«

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577: Lohnfetisch:

Form des Stücklohns: »Sie bildet sowohl die Grundlage der ... modernen Hausarbeit als [auch] eines hierarchisch gegliederten Systems der Exploitation und Unterdrückung. (...) Der Stücklohn erleichtert einerseits das Dazwischenschieben von Parasiten zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter, Unterverpachtung der Arbeit = subletting of labour. Der Gewinn der Zwischenpersonen fliesst ausschliesslich aus der Differenz zwischen dem Arbeitspreis, den der Kapitalist zahlt, und dem Teil dieses Preises, den sie dem Arbeiter wirklich zukommen lassen. (... das 'Sweating-System' ...).«)

Staatsschuld und Bankokratie, Klasse müßiger Rentiers, »Brut von ... Finanziers, ... und Börsenwölfen«, »internationales Kreditsystem, das häufig eine der Quellen der ursprünglichen Akkumulation bei diesem oder jenem Volk versteckt.« (782-785)

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»Shylock«:

figuriert bei MARX schon in MEW1:141, 380 als Charaktermaske des traditionalistisch-religiös-bornierten und deshalb unmenschlich-grausam »das Gesetz« zum eigenen Geldvorteil exekutierenden Interesses: »eine Schule, der die Geschichte, wie der Gott Israels seinem Diener Moses, nur ihr a posteriori zeigt«, figuriert sie gerade auch als christlich-germanische preussisch-deutsche Knute für MARX als ein »Shylock, aber Shylock der Bediente.« -- Übrigens: In den gleichzeitig veröffentlichten Aufsätzen ZUR 'JUDENFRAGE' benutzt MARX die SHYLOCK-Figur kein einziges mal, wiewohl er dort zentral »den Juden« für »das schimärische Dasein« des »Geldmenschen« nimmt. (Die Chimäre, griech.:schimaíra = einerseits ein »Mischwesen«, andererseits ein Fantasiewesen.) Siehe auch SIEGBERT S.PRAWER: KARL MARX UND DIE WELTLITERATUR (dt.1983), S.57; derselbe zitiert MARX aus den JAMES-MILL-MANUSKRIPTEN [»GELD, KREDIT UND MENSCHLICHKEIT«] 1844/45, MEW Ergänzungsband I,S. ): »Unter einem 'guten' Mann versteht der Vertrauende [=Kreditgeber] hier, wie SHYLOCK, einen 'zahlbaren' Mann.« SHYLOCK, so scheint es, ist MARX' Gedanken nie fern, wenn er das Verhalten von Unternehmern des 19.Jahrhunderts und die Prinzipien von Ökonomen dieser Epoche betrachtet.« (PRAWER S.64f). (Aber auch direkt in der politischen Sphäre lässt MARX ihn figurieren, so im BÜRGERKRIEG IN FRANKREICH 1871 (PRAWER 284): » 'Zur Vollendung des Ruins stand da der preussische SHYLOCK mit seinem Schein für den Unterhalt einer halben Million seiner Soldaten auf französischem Boden, für seine Entschädigung von fünf Milliarden und Zinsen zu 5 Prozent auf deren unbezahlte Raten.' (MEW 17:327,363) MARX' frühere Entwürfe für DER BÜRGERKRIEG IN FRANKREICH sprechen dafür, dass SHYLOCK noch öfter auftreten sollte -- immer jedoch in der Maske der Preussen und immer seinen Schuldschein oder sein Pfund Fleisch fordernd. (MEW 17:553,599)«)

Das Geldmenschentum in seinen Metamorphosen von MARX weiterentwickelt in ZUR KRITIK DER POLITISCEN ÖKONOMIE (1858): »Verkäufer und Käufer werden Gläubiger und Schuldner. wenn der Warenbesitzer als Hüter des Schatzes eher eine komische Figur spielte, wird er nun schrecklich, indem er nicht sich selbst, sondern seinen Nächsten als Dasein einer bestimmten Geldsumme auffasst und nicht sich, sondern ihn zum Märtyrer des Tauschwerts macht. Aus einem Gläubigen wird er zum Gläubiger, aus der Religion fällt er in die Jurisprudenz. 'I stay here on my bond!' [Auf meinem Schein hier bestehe ich! -- Zitat aus SHAKESPEARE:DER KAUFMANN VON VENEDIG, IV,1]«(MEW 13:117)

In »DAS KAPITAL« I schliesslich ist es soweit, (wir zitieren weiter S.PRAWER:) »dass das Kapital selbst die Gestalt SHYLOCKs annimmt und mit dessen Stimme spricht. Als die Frage der Kinderarbeit in Fabriken zum Diskussionsthema wurde, berichtet MARX, und sich dabei herausstellte, dass keine Vorschriften bestanden, die es untersagten, Kinder ohne Unterbrechung von zwei Uhr bis halb neun Uhr abends arbeiten zu lassen, protestierten 'Arbeiter und Fabrikinspektoren ... aus hygienischen und moralischen Gründen. Aber das Kapital antwortete: 'Meine Taten auf mein Haupt! Mein Recht verlang' ich! / Die Buße und Verpfändung meines Scheins!' » Dann fordert das personifizierte Kapital, dass Kinder sich nicht nur von zwei Uhr bis halb neun abends abschinden, sondern dass sie auch nicht durch eine Essenspause abgelenkt werden sollen, und wiederum spricht es mit SHYLOCKs Stimme: 'Ja, die Brust, / so sagt der Schein.' [SHAKESPEAREs SHYLOCK hat das Recht, 1 Pfund Fleisch aus der Brust seines Schuldners herauszuschneiden.] Erst nach diesen ... Zitaten aus der Gerichtsszene im KAUFMANN VON VENEDIG erwähnt MARX direkt 'dies SHYLOCKsche Festhalten am Buchstaben des Gesetzes von 1844' bei den Kapitalisten.« (MEW 23:304;sowie 713) (PRAWER 265) Überleitung zur Evokation von den Kinderschächtern (309): »Der Delikatesse des Gewerbes wegen ... die Kinder ganz geschlachtet.«

303f + Anmerkung 152: »Die Natur des Kapitals bleibt dieselbe, in seinen unentwickelten wie in seinen entwickelten Formen. ... der Arbeiter, soweit der Kapitalist seine Arbeitskraft gekauft hat, 'ist sein [des Kapitalisten] Geld'. Dieselbe Anschauung war gangbar bei den römischen Patriziern. Das Geld, das sie dem plebejischen Schuldner vorgeschossen, hatte sich vermittelst seiner Lebensmittel in Fleisch und Blut des Schuldners verwandelt. Dies 'Fleisch und Blut' war daher 'ihr Geld'. Daher das Shylocksche Gesetz der 10 Tafeln [Ausgangspunkt des römischen Privatrechts: es schützte das Privateigentum und sah für den zahlungsunfähigen Schuldner Freiheitsentzug, Sklaverei oder Zerstückelung seines Körpers vor.] ! Linguets Hypothese [1767], dass die patrizischen Gläubiger von Zeit zu Zeit jenseits des Tiber Festschmäuse in gekochtem Schuldnerfleisch veranstalteten, bleibe also ebenso dahingestellt wie Daumers Hypothese über das christliche Abendmahl [,dass die Christen dabei ursprünglich Menschenfleisch genossen hätten: in 'Geheimnisse des christlichen Altertums'].«

713 Anmerkung 165: angesichts der 'offenen Ortschaften' = »in der Tat die Strafkolonien des englischen Ackerbauproletariats«: »Es ist natürlich Mode unter den vornehmen Shylocks, über die Bauspekulanten und die kleinen Eigentümer und die 'offenen Orte' pharisäisch die Achseln zu zucken. ...«

ABER AUCH DER PROLETARISIERTE=LOHNARBEITER IST NOTGEDRUNGEN »GELDMENSCH«-(homme bourgeois) und STAATS-BÜRGERLICHES RECHTSSUBJEKT (homme citoyen), wenn er/sie auch nur die Ware Arbeitskraft besitzt: MITHIN »SHYLOCK«.

So sind es auf dem anderen Pol der kapitalistischen Gesellschaft (PRAWER 266:) »die Unterdrückten, denen Worte SHYLOCKs in den Mund gelegt werden; und bewusst oder unbewusst vermittelt MARX eine tiefer eindringende, wahrere Sicht dieser komplexen Figur, als man nach früheren Gleichsetzungen SHYLOCKs mit blutsaugerischen Ausbeutern, die auf den Buchstaben des Gesetzes pochen, hätte erwarten dürfen.« ['Man' ist wohl SHYLOCK-der-Bediente als Literaturprofessor ...]:

511f fasst MARX als Bewegungsgesetz der kapitalistischen Produktionsweise zusammen, »wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie dieser Widerspruch ... sich austobt. Dies ist die negative Seite.« + Anmerkung 307: [»Shylock« 4.Aufzug 1.Szene:] 'Ihr nehmt mein Leben / wenn ihr die Mittel nehmt, wodurch ich lebe.'»

SO WIE MARX HIER SCHLIESSLICH DEN CHARAKTER DES »SHYLOCK« AUCH MIT DER FUNDAMENTALEN EXISTENZIELLEN SITUATION DER PROLETARITÄT IN VERBINDUNG BRINGT, SO DEUTET ER DIE RELIGIONSGESCHICHTLICHE ROLLE DES JUDENTUMS IN ANALOGIE MIT DER HISTORISCHEN LAGE DES MODERNEN PROLETARIATS AN.

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Auserwähltes Volk:

382: Vergleich Proletariat und Juden als »gebrandmarktes Eigentum des Kapitals / Jehovas«

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