Ach

Down with Islamic Fascism! (1&2)

zum zweiten Teil Zur Situation der Protestbewegung im Iran (Einladung zur Veranstaltung am 23.Februar 2010).

 

Die iranische Oppositionsbewegung hat sich trotz dem bremsenden Einfluß des Reform-Islamisten Moussavi radikalisiert. Nachdem es im Sommer 2009 noch so scheinen konnte, als ginge es den Demonstrierenden lediglich um eine Wahlkorrektur, zeigten die letzten Unruhen klar: das massenhafte Begehren nach dem Sturz des ganzen theokratischen Regimes setzt sich durch.

Das nächste Aufbegehren gegen den iranischen Gottesstaat wird zum 31. Jahrestag des Falls des Shah-Regimes am 11. Februar erwartet. Schon im Vorfeld hat das islamische Establishment auf die kommenden Proteste mit einer Eskalation seiner Grausamkeit reagiert. In den letzten Wochen, Monaten und Tagen wurden mindestens 16 Frauen und Männer wegen "Feindschaft gegen Gott" zwecks Abschreckung hingerichtet.

Die islamische Terrorherrschaft im Iran stellt nicht nur eine Bedrohung für Leib und Leben der eigenen Bevölkerung dar, sondern auch international, besonders für die Menschen in Israel. Denn nicht nur durch ein Bedrohungsszenario mit dem iranischen Atomprogramm, sondern auch durch den Krieg mit dem erklärten Ziel der Vernichtung des jüdischen Staates, ja "der Juden", den der Iran indirekt schon seit Jahren mittels der materiellen und finanziellen Unterstützung der antisemitischen Hamas und Hizbullah-Millizen gegen Israel betreibt.

Was sich seit der "islamischen Revolution" in den letzten 30 Jahren im Iran an Barbarei formiert hat, ist heute eine Herausforderung an die gesamte Menschheit. Nicht nur der Weltherrschaftsanspruch durchgeknallter Islamisten wird von staatswegen verkündet, nicht nur der Anspruch auf soziale Emanzipation von Klassengesellschaft, Lohnarbeit und Patriarchat wird auf unabsehbare Zeit vernichtet, sondern schon die elementarsten bürgerlichen Persönlichkeits- und Menschenrechte. Wer seine Ablehnung für den Islam öffentlich macht, wird wegen "Verbrechen gegen Gott" gefoltert, vergewaltigt, gesteinigt, erhängt …

Durch die jüngste dramatische Zuspitzung der Proteste sind die Risse im Machtblock der islamischen Machthaber und ihrer Handlanger zutage getreten. Sie versuchen das national zu kitten mit ihrer "antiimperialistischen" Modernisierung und Nuklearisierung des Iran. International kommt dem eine gefährliche Appeasementpolitik entgegen, die auch innerhalb der Friedensbewegung, in der deutschen Linken und an den Hochschulen hegemonial ist. Sie gibt vor, im Namen der religiösen und kulturellen Identität der Menschen dort zu sprechen. In der moslemisch dominierten Welt gibt es aber sehr viele Menschen, die mit dem menschenverachtenden und autoritären Islam nichts zu tun haben wollen, kein bißchen "identisch" fühlen und nicht bereit sind, sich selbst einem auf Todessehnsucht und Vernichtungswunsch aufgebauten Djihad für das "größere Ganze" der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen, zu opfern. Einem totalitären Staat, der Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung hängt, aufgrund der Nichtbeachtung von Kleiderordnung und anderer Verstöße gegen die Despotie der Schariia ins Gefängnis wirft und sie generell zu einem Leben zwingt, das keinesfalls als modern, mündig oder auch nur menschenwürdig zu bezeichnen ist, einen solchen Staat faschistischen Typs gilt es kompromisslos zu bekämpfen. Ein "gemäßigtes", "demokratisiertes" Islam-Regime kann es ebensowenig geben wie einen "Faschismus mit menschlichem Antlitz".

Wir dürfen die Deutung der aktuellen Situation im Iran nicht dem Regime und den deutschen Medien überlassen. Wie es um die Verhältnisse im Iran wirklich bestellt ist und wie wir die Protestierenden unterstützen können, müssen wir selbst unabhängig herausfinden.

 

Referent_innen:

Fathiyeh Naghibzadeh
Filmemacherin. Vor über 20 Jahren verliess sie den Iran und lebt seither in Deutschland. Die Filmemacherin studiert z.Z. Gender Studies und Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität, Berlin. Mit Vorträgen zum Iran engagiert sich u.a. in der Kampagne Stop the Bomb.

Jörg Finkenberger
Redaktionsmitglied des kritischen Magazins der letzte hype, in dem er regelmäßig über die Widersprüche in und um den Iran schreibt.

Moderation: P.C. Zwi. Seit 2000 in Frankfurt a.M. aktiv in theorie praxis lokal; Veröffentlichungen im Autorenkollektiv BBZN (BieneBaumeisterZwiNegator), zuletzt zum Iran 2009 in der Wochenzeitung Jungle World ("Das Unglück muss zurückgeschlagen werden").

Veranstaltet von der adk-rm im Cafe K1 auf dem Gelände der FH Frankfurt.

 

zur Begründung Der deutsch-europäische Antiimperialismus, die "Junge Welt" und die Islamische Republik Iran (Einladung zur Veranstaltung am 29.Juni 2010)

Das geistige Echo der Tendenz kapitaler Vergesellschaftung, die identitäre Verschweissung der kriselnden Subjekte zu individuumsentleerten (Re-)Produktionsautomaten im regressiven Kollektiv, erhallt auch aus dem nationalbolschewistischen Ideologen:

Dass der stumme Zwang zur ersten Natur werde, zur absoluten Identität des vereinzelten Einzelnen mit Volk und authentischer Herrschaft. Die ideologische Aufspaltung des Kapitalverhältnisses in eine parasitäre Spekulationssphäre und eine naturhafte Produktionssphäre wird von jenem Antiimperialismus geopolitisch reproduziert: die Herrschaft geteilt in eine, die den Beherrschten als wesensfremde, d.h. als imperialistische erscheint, und in eine authentische, d.h. in die autochthone Herrschaft über die ‚Eigenen‘, die in dem antiimperialistischen Schwulst von der ‚nationalen Souveränität‘ fetischisiert wird.

So wird mit Inbrunst das antisemitische Brosamen-Wohlfahrtsregime der Islamischen Republik Iran verteidigt, das mit dem Wahn von der Tugend die Massen zu formieren strebt. Und so lobt Werner Pirker, verhinderter Geopolitiker der "jungen Welt", die Islamische Revolution als "Emanzipationsprozess der Volksklassen", der jedoch von jenen kassiert werde, die sich dem Tugendterrorismus erwehren und den staatlich verordneten Antizionismus zu blamieren drohen. Über die antiimperialistische Apologie der Islamischen Republik und die Denunziation der Revolte gegen dieses Regime als "asoziale Revolution" wird Danyal (Hamburg) vom Blog "Cosmoproletarian Solidarity" sprechen.

Veranstaltet von der adk-rm im großen Saal des IvI, Kettenhofweg 130 (gegenüber dem Senckenbergmuseum)

 

zum Seitenanfang zur Begründung der Veranstaltung: Im selben Boot

So viel wenigstens konnten die ausgebeuteten und unterdrückten Gesellschaftsklassen aus der Geschichte lernen: Immer wenn die "Friedens"-Schiffssirenen besonders schrill ertönen, machen sie auf die mörderischen Motive aufmerksam und signalisieren, dass bald "zurück"-geschossen werden soll.

Die wechselweise mit pazifistischem, weltfriedens- oder weltsozialpolitischem Design verkaufte Kriegstreiberei gegen den Juden unter den Staaten, die antizionistische und "antiimperialistische" Provokation und Projektion gegen Israel, hat sich jetzt in dem "Antiblockade"-Spektakel vor Hamastan bloßgestellt (- damit bezeichnen wir hier nicht etwa die Bevölkerung im Gaza, sondern das antisemitische Aufmarschterrain dort). Denn damit ist nicht nur erfolgreich ein medienwirksames Kalkül aufgegangen, sondern auch etwas geplatzt: vor den Augen aller Welt sitzen die AntisemitInnen der Linken mit denen der Rechten buchstäblich im selben Boot. Die "antiimperialistische" und "sozialistische" Begründung des Antizionismus leistet nun in der nicht mehr klammheimlichen sondern weltöffentlichen gemeinsamen Aktion mit Hamas und Grauen Wölfen gegen Israel den antisemitischen Offenbarungseid. Der Antizionismus ist hiermit endgültig, d.h. auch in der Praxis als Antisemitismus kenntlich geworden. Wie nunmehr schamhaft links bemäntelter Antizionismus und schamlos offener Antisemitismus in der provokatorisch kalkulierten Aktionseinheit sich verschmolzen haben, so ist die bisher noch manche Naiven täuschende Differenz hinfällig geworden zwischen "israelkritischer" Appeasementpolitik linker Versöhnungs-IdeologInnen einerseits und judenvernichtender Kriegstreiberei islamistischerFaschisten andererseits.

In der gemeinsam inszenierten Selbststilisierung mit den gotteskriegerischen TäterInnen gegen Israel zu "Opfern des Kriegsherdes Israel", in der verlogenen Darstellung des in Wirklichkeit von den islamistischen Banden und ihren bürokratischen palästinesischen Rivalen beherrschten "heiligen Bodens" für den antisemitischen Aufmarsch und die panarabische Ausbeutung der Palästina-Araber als ein angeblich ohne Not besetztes und unterworfenes Opfer Israels – in dieser gemeinen Projektion der eigenen alten Vernichtungsbrunst auf das tatsächlich in die Position eines modernen Ghetto gedrängte Israel –, in diesem Umlügen der Wirklichkeit in das spiegelverkehrte Bild "Die friedlichen Völker wehren sich gegen das kriegstreibende Judentum!" ist der kleinste gemeinsame Nenner des linken und rechten Antikapitalismus, Antiimperialismus und nationalen Sozialismus spektakulär zum Ausdruck gebracht. Vom Warschauer Ghetto bis zur jüdischen Heimstatt in Palästina hat der Antisemitismus die Juden blockiert, um sie zu vernichten, aber es so gedreht, als ob das sich wehrende oder wehrlos gemachte "Judentum die Völker in den nächsten Krieg gestürzt", gar "Deutschland und den Völkern den Krieg erklärt" hätte (so Hitler & Co)! Nach diesem alten Muster wurde jetzt auch das "Anti-Blockade"-Spektakel inszeniert. Die Proletarisierten im Gaza-Gebiet wissen aber mittlerweile besser, wer ihre Existenz- und Freiheitsmöglichkeit ebenso scheinheilig wie terroristisch blockiert, um sie seit der antisemitischen Konstruktion zu "Palästinensern" als Manövrier- und Märtyrer-Masse gegen die Juden zu benutzen. Die wirklichen Widersprüche in der Bevölkerung zu den Beherrschern dieses Hamastan brechen täglich offener aus, sogar schon unter den Gläubigen.

Aber das antisemitische Spektakel, während es die Hetze gegen den Notwehrstaat Israel eskaliert, verbirgt wieder einmal auf seiner Rückseite einen entscheidenden Teil von dem, was es auf seiner Vorderseite momentan ausschnittweise so grell sichtbar macht.

Während sich die Vierte Gewalt des deutschen Volksstaats, die "mediale Öffentlichkeit", noch unisono über den erwünschten "unerhörten isrealischen Überfall" auf die Provokateure erregt und zugleich die Weltmeistersehnsüchte des Staatsvolks fiebertreibend schürt, also vorerst die Weltfriedensliebe-zum-Fressen noch ein wenig bedrohlicher hervorzukitzeln gedenkt, hat sie die Bedrohung Israels – und der Welt – durch die Nuklearisierung und Fanatisierung des Iran momentan fast ganz aus dem Weltbild ihrer Zuschauer verdrängt. Anlässlich der neuesten Aktion der antisemitischen Internationale im "Nahen Osten" wird deren bedrohlichster Pol, die schiitische Macht im "Mittleren Osten", aus dem Blickfeld herausgehalten — in Arbeitsteilung mit dem totalen Bilderverbot des islamfaschistischen iranischen Regimes angesichts der immer weitertreibenden Protestbewegung dort. Dabei hängt alles davon ab, ob diese Proletarisierten — last but not least die Arbeiter_innen der Ölfelder — den vehement aufbrechenden Widerstand mit den Klassenkämpfen und Zivilisierungsprozessen in der übrigen Welt cosmopolitisch verbinden können.

Dagegen wird das Pro-Holocaust-Terrorregime des Iran vor allem von Deutschland und der von ihm dominierten EU unterstützt, publizitätswirksam flankiert von den antiisraelischen Gutmenschen der Linken.

Offiziell wurden zwar Mitte Juni endlich einige weitere Selbsteinschränkungen der deutschen Handelsbeziehungen zum Iran-Regime verkündet; diese widerstrebend erklärten Restriktionen sind – was normalerweise nicht dazugesagt wird – allerdings nur unter langanhaltendem massivem Druck vor allem der USA zustandegekommen. Doch nach wie vor ist Deutschland de facto eine ökonomische, politische und ideologische Hauptstütze des iranischen Islamofaschismus, der den erneuten Holocaust für die Juden, heute als Staat Israel verkörpert, immer wieder programmatisch angekündigt hat und hektisch durch atomare Aufrüstung vorbereitet. Deutschland ist traditionell der größte Handelspartner Irans. Auch das demokratische Kapital hatte noch nie Probleme mit Terror- und Vernichtungsregimes, wo immer diese Herrschaftsformen Proletariat und Individuen für Ausbeutung niederhalten, quälen oder massakrieren. Erst rivalisierende Ausbeuterregimes werden im Namen von "Menschenrechten" usw. in die Schranken gewiesen. Allein in der Deutschen Bank in Frankfurt am Main sind ca 200 Mitarbeiter heute schon im Bereich des "Scharía-Banking" tätig.

Deutschland hat bereits vor und während seines ersten Griffs nach der Weltmacht geopolitisch auf den "Mittleren Osten" gesetzt — seitdem mit seiner typischen globalen Subversions-Strategie gegen Großbritannien und die USA auftretend und wühlend als "Freund und Schutzmacht unterdrückter Völker". So hatte Deutschland in Persien sogar seinen Gegenpart zum "Lawrence of Arabia": den legendären "hochgewachsenen, blonden und blauäugigen Niedersachsen" Wilhelm Wassmuss, der als deutscher Konsul und Krieger seit Beginn des 1.Weltkrieges im Süden des als neutral erklärten Persien einen erbitterten "Unabhängigkeitskrieg" organisierte, um das Deutsche und mit ihm verbündete Osmanische Reich durch einen "Heiligen Krieg" der persischen und afghanischen Stammesführer, ihrer Bergbauern- und Fischer-Bevölkerung "gegen den Imperialismus" Großbritanniens zu flankieren. Dem "arischen Krieger"-Konsul gelang es, die untereinander zerstrittenen Clans für den antibritischen Kampf zu vereinen; die aus Deutschland herbeigeschafften Mauser-Gewehre wurden in der Region bald als "Wassmussi" berühmt. Als "Quelle seiner Macht" nennt sein Biograph, der Iranist Christopher Sykes, die pan-arische "Liebe zu Persien", die ihm unter den "Völkern" der Region geradezu mystische Bedeutung verlieh.

Die "arische Achse" zwischen dem alten Weltreichsprojekt "Deutschland" und dem "iranischen" Großmachtprojekt hat sich dann sogar in der Namensgebung des persischen Reichs unter dem Säkularisierer Reza Shah Pahlavi manifestiert, der alles "modernisierte", nur nicht die orientalisch-despotischen Eigentumsverhältnisse – eine Anomie, die seit der Ablösung seines Nachfolgers, des berüchtigten Despoten der "Weissen Revolution" Shah Mohammed Reza (1941-1997), durch die "islamische Revolution" bis heute nur noch verschärft worden ist. Die Annäherung des Shah in den 1930er Jahren an das nationalsozialistische Deutschland, welches damals, bei der Vorbereitung des zweiten deutschen Griffs nach der Weltmacht, sprunghaft zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Persien ausübte und mit zahlreichen Agenten dort für die Verbreitung der NS-Ideologie sorgte, signalisierte die offizielle Umbenennung Persiens 1934 in "Iran": Die Namensänderung war von der persischen Gesandtschaft in Berlin betrieben worden, die damit betonen wollte, dass "die Iraner Arier und als solche gewissermaßen die Vorfahren" der Deutschen seien. Dementsprechend kam es seitdem dort immer wieder zu Judenverfolgungen – zuletzt noch ganz massiv in den ersten Jahren nach der "islamischen Revolution" aufgrund der Gleichsetzung mit "den Zionisten", was dann nach einem Machtwort des "Revolutionsführers" Khomeini vorläufig suspendiert worden ist durch das muslimische einstweilige Duldungsregime über die laut dem Koran "schutzbefohlenen" jüdischen "Teufelskinder"; so oder so sind seit 1979 mehr als die Hälfte der vormals 80 000 jüdischen Perser ausgewandert (zumeist die reicheren nach den USA, die ärmeren nach Israel).

Wie sich im Kern des nationalsozialistischen wie des islamistischen Massenwahns der Antisemitismus findet — der als Antizionismus und "Israelkritik" auftritt, seitdem die Judenheit sich eigenstaatlich gegen den Vernichtungswahn wehren kann —, so ist die linke, antikapitalistische Variante dieses völkischen Wahns ebenfalls schon von den deutschen Ideologen "des Reichs" formuliert worden: es ist das national-sozialistische Spektakel von den "armen, unterdrückten, vom Imperialismus ausgesaugten Völkern" und "unterjochten Nationen", die es gegen die paar "reichen, kapitalistischen, imperialistischen Blutsauger-Monopolisten der Weltfinanz" (hinter der sich "das Weltjudentum", organisiert im "USrael"-Empire, nur schlecht verberge) zu einer antiimperialistischen Einheitsfront im Weltbefreiungskampf der "unterjochten Völker und Nationen" zusammenzuschliessen gelte. Diese Art Antikapitalismus – die Franz Neumann im "Behemoth" als die eigentliche originelle und wirkmächtigste Erfindung des NS gekennzeichnet hat – drückt sich im Manichäismus des Endkampfes zwischen "plutokratischen, kapitalistisch-imperialistischen Völkern" einerseits und "prolet-arischen Völkern" andererseits aus, wobei "unterdrückende und unterdrückte Nationen" oder auch "Kulturkreise" organisiert gegeneinander in den Endkampf gehen müssten. (Dass diese völkisch-rassistische Konstruktion die Analyse eines Lenin vom kapitalistischen Stadium "des Imperialismus" und der antikolonialen Befreiungskämpfe als "Reserve" der Klassenkämpfe, der proletarischen Weltrevolution nur rekuperiert und nationalbolschewistisch missbraucht, muss gleich dazugesagt werden; denn Lenin, stark bürgerlich-jakobinistisch und proletarisch-internationalistisch geprägt, war kein Antisemit, auch wenn seine vom Sozialdemokraten Hilferding abgeguckte Imperialismustheorie seit nunmehr fast hundert Jahren gründlich-grauslich falsifiziert worden ist: anstatt zur proletarisch-communistischen Weltrevolution hat sie von dieser bis zur Kenntlichkeit abgelenkt, ist vielmehr zu sich selbst als dem linken ideologischen Ausdruck der völkischen Barbarei gekommen).

Das antikapitalistisch-antiimperialistische Spektakel von den Prolet-Ariern wird heute durch die deutsche Ideologie der Linken vornehmlich betrieben, sie nennen es natürlich nicht so. Und kein Wunder: die "arische" Achse mit dem orientalisch-despotischen Terrorregime "Iran" wird aus ihrem "antirassistischen" Befreiungsnationalismus ebenso ausgeblendet, wie die völkisch-antisemitische Substanz ihrer antizionistisch-antiimperialistischen Rhetorik unbenannt bleibt, wie sie aber dafür um so schreiender in der Apologetik und Rhetorik dieser linken, weltfriedensbewegten ParteigängerInnen des Heiligen Kriegs gegen Israel, der "Befreiungsorganisation" Hamas und der "antiimperialistischen" islamischen Republik offenkundig wird. Schon die bei ihnen allen fortgesetzt evozierte Bildlichkeit vom "Kinderschächter und Blutsauger" Israel etc. lässt tief blicken; so auch die Konformität dieses linken Verschwörungs-Antikapitalismus mit dem Weltbild der "Protokolle der Weisen von Zion", dem programmatischen Text der Hamas, der unter den so genannten "emanzipatorischen Volksklassen" in der islamisch beherrschten Welt gerade Massenauflagen erlebt.

Wie bei jedem modernen Antisemitismus ist auch seine linke Variante, der antizionistische anti-USrael-Antikapitalismus, im Grunde ein unverhohlener Anticommunismus, denn er kann sich "Emanzipation" nur als Zwangsvergemeinschaftung und romantisch-antikapitalistische Traditions-"Bluts"-Gemeinschaft (der "Völker" und "ihrer Kulturen") und als Staatlichkeit, Staatssozialismus, Zwangskollektiv "auf dem eigenen Boden" ("souveräne Nationen") vorstellen. Dagegen die erstmals von Marx als wissenschaftliche Perspektive für den Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung cosmopolitisch aufgerissene communistische Revolution für die schrankenlose Entwicklung der frei assoziierten, selbstbestimmt produzierenden Individuen, die sich als Klasse der Lohnabhängigen (Proletariat) selbst aufheben und deren unbeschränkte Entfaltung als gesellschaftliche Individualitäten sich Selbstzweck wird – diese realistische Perspektive ist den Linken wie den Rechten der bürgerlichen Gesellschaft ein Gräuel und muss in ihren Augen als "asoziale Revolution" ausgemerzt werden. Darin sind diese KapitalismuskritikerInnen und KulturrelativistInnen des deutschen Volks-Staats und des global campus mit den finstersten DjihaddistInnen und "Volksbefreiungsorganisationen" ein Herz und eine Seele.

Mit dem wirklichen Weltbürgerkrieg, der mit dem antisemitischen Kordon um Israel sich immer bedrohlicher verschärft, haben diese "Friedensfreunde" und falschen AntikapitalistInnen mehr zu tun als ihre Äquidistanz-Pose glauben machen will, ganz so viel wie die versöhnungpredigenden und waffensegnenden Pfaffen (heute segnen sie die Waffen "der Kinder der Intifada" und der Greise des Djihad). Mit dem wirklichen Klassenkrieg, der dieser politischen und sozioökonomischen Krisenverschärfung blind-widerspruchstreibend zugrunde liegt als weltweite "wirkliche Bewegung, die den bestehenden Zustand aufhebt", d.h. als materielle und kulturelle Tendenz und Möglichkeit, die Gesellschaftsform Kapital & Lohnarbeit=Proletarität und Staatlichkeit=Ausbeutungsregimes weltweit aufzukündigen und zu communistischer, d.h. ausschliesslich vernünftig-bedürfnisorientierter, auch naturverträglicher Produktion und Verteilung durch die weltgesellschaftliche Gesamtarbeiter_in selbst überzugehen, mit dieser modernen cosmo-proletarischen Perspektive hat die alte und "junge" Linke absolut nichts zu tun, sie kreuzt mit im Kriegs-Traumschiff der Konterrevolution.

zum Seitenanfang

2013 || theoriepraxislokal.org