Getrennt marschieren, vereint schlagen - NPD und Staatsapparat
Vorbemerkung (31.3.2002):
Die folgende Langfassung unserer Reflektionen zum 1.Mai 2002 in Frankfurt/Main ist vorläufiges Ergebnis eines Diskussionsprozesses, der weitergeht, und Amalgam aus schriftlichen Äusserungen verschiedener Mitglieder der sozialistischen Studienvereinigung / theorie-Praxis-Lokal. Einige Einschätzungen sind schon wieder überholt, Akzentsetzungen höchst umstritten nach innen und nach aussen, diese Fassung also völlig offen. Vorläufig gehen wir hier bewusst nicht auf die erheblichen Differenzierungen im »nationalen Lager« ein, d.h. zwischen und innerhalb der NPD einerseits und »Freien Nationalisten«/ »Kameradschaften« andererseits, sondern heben zunächst nur auf das ihnen allen ideologisch Gemeinsame ab: im Kleinsten Gemeinsamen Nenner betrachten wir sie alle letztlich als »Nazis«, ob sie sich selber nun als Nazionaldemokraten, nationale Sozialisten oder sonstwas Nationalistisches verstehen. Für uns figurieren sie hier in letzter Instanz als aktuelle Erscheinungsformen von dem, was schon im Kommunistischen Manifest (/MEW 4, S.487f) unter der Rubrik »Deutscher Sozialismus« so Gekennzeichnet wird:
»In Deutschland bildet das vom 16.Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in verschiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgertum die eigentliche gesellschaftliche Grundlage der bestehenden Zustände. Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zustände. Von der industriellen und politischen Herrschaft der Bourgeoisie fürchtet es den sicheren Untergang, einerseits infolge der Konzentration des Kapitals, andererseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats. (...) Seinerseits erkannte der Deutsche Sozialismus immer mehr seinen Beruf, der hochtrabende Vertreter dieser Spiessbürgerschaft zu sein. Er proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen Spiessbürger als den Normalmenschen. Er gab jeder Niedertracht desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr Gegenteil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er gegen die »roh-destruktive« Richtung des Kommunismus auftrat und seine unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete.«
Wenn wir das für eine nach wie vor substanziell zutreffende Bestimmung aller Nazis halten (gerade auch im gegenwärtigen »globalisierungs« -Schub Von Lohnarbeit & Kapital), sehen wir selbstverständlich auch, wie weit sie bis zu ihren heutigen Gestalten einen Formwechsel durchgemacht hat.
Lärm im Spiegel - Schilys und Mahlers Fechtereien
Agenten des Verfassungsschutzes als Zeugen vor dem Verfassungsgericht.
Panne? Sabotage? Notbremse? Oder: Das Legitime Theater. Einen ganzen Tag arbeitete die Bügler-Innung von Berlin, um aus der Sabotage im Verfassungsschutz eine Panne, aus der Panne einen Fehler zu machen. Am Ende eine kleine Verzögerung der wichtigsten Sache vor den Wahlen: dem Verbotsantrag gegen die NPD.
Angeblich war Frenz, der als erster geoutete einzelne V-Mann, vor langer, langer Zeit einmal Kontaktmann der Dienste in Nordrhein-Westfalen. Und dann wurde er ihnen mit einem Mal zu wild. Da der Mann inzwischen 66 ist, muss er im Augenblick des Ausbruchs unerwünschter Tendenzen im Jahre '95 gute sechzig gewesen sein. Nicht eben der Zeitpunkt für ein überraschendes coming-out. Und vorher über fünfundzwanzig Jahre lang treu zu Diensten?
Frenz hatte eine Aussagegenehmigung vom Verfassungsschutz. Seit wann braucht ein NPD-ler so eine, wenn er mit dem Amt gebrochen hat? Inzwischen sind viele solche treue Kameraden hinzugekommen. Und das Merkwürdige: die Partei ist den Verrätern nicht besonders böse. ”Unsere Ehre heißt Treue” stand auf den Koppelschlössern der SS. Und jetzt das? Wie ist das Zusammengehen von Staatsdiener und angeblichem Staatsfeind zu erklären?
NPD - Partei der Rebellion für das Bestehende
Die alte NSDAP wollte vom bestehenden Staat der Weimarer Republik nichts wissen. Sie wollte ihn zerschlagen. Und als sie an die Regierung kam, da schuf sie ein Gebilde, das nach dem Urteil von Franz Neumann in seinem grundlegenden Werk Behemoth gar kein Staat im eigentlichen Sinne mehr war. Tatsächlich wurde das Dritte Reich durch einen Restbestand alter Gesetze, Führerweisungen und Erlasse von Teilorganisationen wie der SS zusammengehalten. Die Expansion des Reichs wäre durch ein formal überprüfbares Regelsystem gebremst und behindert worden. Der Regellosigkeit oben antwortete von unten zum Teil ein oft anarchischer Wille zur Selbstbehauptung ohne umständliche Rechenschaftslegung.
Die neuen Rechtsgruppen - und unter ihnen besonders die NPD - sind da doch anders. Man muss nur einmal auf die Motivation der berichteten Gewalttaten achten. Hauptvorwurf der Aktivisten von unten: ”Der Staat füttert Schmarotzer durch!”. Das gilt nicht nur für Angriffe auf Asylbewerber. Sondern zum Beispiel auch für die zahlreichen auf Obdachlose. Aus der Zeit vor 1933 ist so etwas nicht bekannt .
Der Angriff auf Obdachlose, die angeblich ”mir” die staatliche Zuwendung kürzen, ist nur denkbar, wenn der Staat als ”unserer” - als gemeinsame Nährinstanz - aufgefasst wird. Als Eigentum. Darin hat keiner was zu suchen, der ”mir” die Zuteilung kürzt.
Diesem meist sprachlosen Denken unten entspricht in den oberen Rängen eine noch strengere Hinwendung zum Staat. Kennzeichnend schon der Name einer von der NPD oft zitierten Monatsschrift: Staatsbriefe, herausgegeben von dem deutsch-messianischen Erweckungsvölkischen Dr.Sander. Kennzeichnend auch eine Diskussion von Rechtsanwalt Mahler, dem Prozessvertreter der NPD, mit einer Gruppe, die noch im altnazistischen Sinn auf »dem Volk« als natürlicher Einheit besteht, das ohne Bürokratie, ohne gesetzlich gebundene Organe handelnd sich selbst ausspricht.
Frage: Ist es nicht grundfalsch von einer revolutionären, völkischen Bewegung, sich als Opposition im parlamentarischen Glashaus (nicht wörtlich) zu bezeichnen?
Dem erwidert Mahler scharf :
Ich stoße mich schon an Ihrer Selbstdefinition als revolutionär und völkisch. Völkisch ist ideengeschichtlich besetzt mit der äußersten antisemitischen Rechten der Weimarer Republik, die Hitler erst einmal überwinden musste. Die Völkischen sind also Verlierer von Vorgestern (Gespräch Mahlers mit Herrenhaupt März 2001, veröffentlicht in das ”Herrenhaupt” 3/2001)
Mahler also versucht sich von seiner völkischen Grundsuppe abzusetzen und setzt winner-orientiert auf den Staat. Allerdings als Rebell. Der Sheriff aus alten Filmen, der den Stern sich abreißt, um jetzt erst ungehemmt die Feinde des Staates und seine zu jagen - der ist Mahlers Modell.
So erklärt sich sein juristisch selbstmörderischer Schriftsatz gegen das Verbot der NPD. Er argumentiert an keiner Stelle mit dem juristisch überprüften und deshalb recht zahmen Programm seiner Partei. Gerade umgekehrt: der Kernbestand der Verfassung – unsere FDGO - wurde nach '45 uns von den Alliierten aufgedrängt und so fremdinterpretiert, dass das eigentlich gar keine deutsche Verfassung ist. Mahler und die NPD werden erst den unverstellten Kern herausarbeiten. Ihr Kampf dient also der Rettung des wahren Staates! In dieser Denkfigur ruft Mahler zum Aufstand - für das Bestehende. Revolte als Gebärde, nicht als gezielte Handlung hin auf einen anderen Zustand.
Das nur Gebärdenhafte wird deutlich, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass Mahler nachweislich früh von den Spitzeln wusste, insofern gefahrlos in den Prozess gehen konnte. Wenn dieser sowieso platzte, dann hatte er seine Unbedingtheitsattitude als Gratisbonus. Und mit ihm den Appell zur Sammlung an die, denen wie Mahler selbst die jetzige NPD noch immer zu lasch, zu legalistisch war. Vor allem auf die Kameradschaften um die norddeutschen Worch und Hupka setzt Mahler.
Schily : Recht als Panzerung nach außen
Soviel zur widerstrebenden Bindung der NPD an den bestehenden Staat, der sie bekämpft. Sie werden sich beide nur nie los.
Schily hat wohl aus Rücksicht aufs Ausland und die mürrisch gewordene Rest-Linke das NPD-Verbotsverfahren in die Wege geleitet. Jetzt muss er es freilich durchhalten. Er muss gewinnen wollen. Das gilt jedoch schon nicht im gleichen Maße für die unteren Ränge im Verfassungsschutz. Die würden wohl ganz gerne die indirekte Lenkung der Herde durch die V-Leute fortsetzen.
Über diese Komplikationen hinaus braucht aber Schily die ”extreme Rechte”, wie der Verfassungsschutz sie nennt, ob Verbot oder nicht, egal, wie der Organisationsname dann lautet.
Man muss es im Rahmen des ganzen Gesetzespakets sehen, das seit dem 11. September teils verabschiedet wurde, teils noch in der Planung ist.
Im Sinne der staatlichen Vorstellung ”Angriff an der Heimatfront” werden die Gesetze und Verordnungen wesentlich so wirken, dass es möglichst kein Zusammengehen zwischen deutschen und ausländischen Gruppen mehr geben soll.
Was traditionell Internationalismus genannt wurde und ganz einfach die Notwendigkeit bezeichnete, sich über Grenzen hinweg gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu wehren, soll unmöglich gemacht werden.
Beispiel Rasterfahndung .
Mussten sich nicht die zurücklehnen, welche die Rasterfahndung nicht betraf, weil deutsch ? Erwies es sich nicht als ratsam, den Kontakt mit Leuten sorgsamer zu gestalten, die schon einmal gerastert worden waren? Wer einmal erfasst wird, den/die trifft es leicht wieder - und sein/ihr Umfeld mit. Wer wollte dazugehören?
Die Unterdrückung internationalistischer Zusammenarbeit wird für einen Staat um so dringlicher, der sich an Kriegen beteiligt. Angehörige der angegriffenen Länder werden den Versuch unternehmen, sich zusammen mit UNS solchen Kriegen entgegenzustellen.
Gesetze allein können aber nicht genug Druck schaffen. Es braucht ein zusätzliches Drohpotential von unten: die potentielle Pogrom-Meute. Die soll beileibe nicht gleich so weit von der Leine gelassen werden im Deutschen Haus wie vor zehn Jahren in Rostock etc. Es genügt, auf sie zu verweisen.
”Wer Schily nicht will, bekommt Schill.”: ein Merksatz unseres Kanzlers zu kritischen Genossen. Schill ist zwar ”nur” ein rechtskonservativer Staatsanbeter. Aber seit der faktischen Abschaffung des Asylrechts unter Verweis auf die sonst drohenden Pogrome ist das Durchsetzungsverfahren immer das selbe geblieben. Der Baseballschläger in der Hand der Unordentlichen rechtfertigt den Polizeiknüppel in der Bürgerhand der Ordnungsmacht.
Ausverkauf fahrlässig verwahrter linker Fundstücke
Mahler und Schily sollen also Arm in Arm gegen traditionell links genannte Bewegungen vorgehen? Wie kann das sein ? Schauen wir in eine beliebige web-site oder Zeitung der Rechten, so finden wir die entschlossensten Aufrufe gegen den Jugoslawienkrieg wie gegen den in Afghanistan, Protest gegen die Globalisierung, Unterstützung des Freien Wendland usw. Also alles, was ursprünglich von der Linken thematisiert worden war - allerdings in immer klischeehafterer, beliebigerer Gestalt. Ohne Einfügung in einen übergeordneten Zusammenhang, weil »Links-sein«, »die (radikale) Linke« usw. sich scheinbar von selbst versteht, sich kaum je auf ein konkretes Anderes dieser Gesellschaft, auf eine realistische Alternative von machbaren, möglichen Produktionsverhältnissen bezieht.
So war rechts leicht abzuernten und umzudeuten! Denn eben wo konkrete revolutionäre Perspektiven fehlen, da stellt zur rechten Seite »die Nation« sich ein. Die linke Begriffslosigkeit hinsichtlich Ausbeutung und Unterdrückung in dieser Klassengesellschaft wurde um die Wende des 20.Jh. verstärkt von den neuen nationalen Sozialisten ausgenutzt und in die entleerten Worthülsen »Kapitalismus«, »Imperialismus«, »Volk« und »Identität« mit deutschtümelnder Färbung umgemünzt. Besonders »die deutsche Arbeiterbewegung« haben die heutigen Nazis als Objekt ihres Begehrens wiederentdeckt - wohl wissend, dass es weit schwieriger und terroristischer als in den 1930ern werden dürfte, eine Klasse gesellschaftlicher ProduzentInnen, die längst nicht mehr wie damals borniert-national-«fordistisch« als industrielle Armee marschiert,als »Wir Deutsche«-«Gemeinschaft«»unserer deutschen Industrie« bedingungslos unterzuordnen. Schließlich sind alle, die in Deutschland arbeiten,mehr denn je als Sektion eines transnationalen Weltproletariats völlig neu zusammengesetzt. So gut es überhaupt geht,hat diese Einordnung das bestehende Co-Management aller Parteien und gesellschaftlichen Mächte schon bewerkstelligt. Mit diesen alten Verwaltern und Pächtern der deutsch-staatlichen Arbeiterbewegung allerdings nehmen die Nazis die Rivalität auf, weil die Unterwerfungsleistung absehbar zu wünschen übrig lässt (»Ich arbeite besser, weil ich noch zusätzlich Kunde einer bürokratischen Dienstleistungsgesellschaft fürs Lohnarbeitmanagement bin!«? - ein Luxus, den wir Lohnabhängigen uns ebensowenig auf Dauer leisten können wie das Kapitalmanagement selbst.
Nation als Sozialkitt und Zwangsklammer
Der immer lautere Appell ans »deutsche Wir« reichert in der Tat den wirtschaftsrassistischen Mief in den bestehenden Gewerkschaftsapparaten an und lässt ihn ungehemmt raus, vervollkommnet die schwarzrotgoldene »Standort«-Mentalität zum Pestgestank der offen rassistischen, schwarzweissroten Arbeitsfrontkonkurrenz.
Und wo ist eigentlich der große Unterschied zwischen dem jetzt noch einmal von einem Voigt neuverkündeten Programmschwerpunkt der NPD:
»Ein Arbeitsplatzschutzgesetz stellt für alle Deutschen das Recht auf Arbeit sicher.«
und einem Müntefering ? Der kennzeichnet: den Zweck des neuen »Zuwanderungsgesetzes« folgendermaßen:
»Wir haben ein Gesetz, das das individuelle Asylrecht bestätigt, das aber die Arbeitsmigration bindet an zunächst mal die Qualifizierung und die Einbeziehung der Menschen, die schon im Lande sind, und wir haben ne vernünftige Integrationsregelung. (...) Wir wollen, dass Zuwanderung gesteuert wird, dass sie gelenkt werden kann, dass sie nicht willkürlich stattfindet, dass sie da stattfindet, wo sie erforderlich ist, dass aber im übrigen die Menschen, die bei uns im Lande sind, ganz gleich welcher Herkunft sie sind, dass sie die erste Chance auf die Arbeitsplätze in diesem Lande haben; darüber müssen wir in Deutschland sprechen, und dann ist dieses Zuwanderungsgesetz, wie wir es jetzt beschliessen wollen, sehr hilfreich (...); dass wir auch in der Sache der Integration vorankommen müssen, das wissen aber die Städte und die Gemeinden in den Ländern in ganz besonderer Weise«. (SWR2,26.3.)
Das Asylrecht ist in diesem Lippendienst »aller handelnden Demokraten« (Müntefering) schon längst zum Hohn geworden; da sind die Nazionaldemokraten bloß realistisch-ehrlich-konsequent mit der Forderung nach seiner auch nominellen Abschaffung.. Schon das Wort »Zuwanderung« ist unbewusst dem NS-Deutschen, dem Wörterbuch des Unmenschen entlehnt: die Deportationen in die Arbeits- und Vernichtungslager hiessen bei den Nazi-Behörden schliesslich auch »Abwanderung«. Zu- und Abflussregulierung der benötigten/nicht benötigten Arbeitskraft, das ist der Pannwitz-Blick (Primo Levi) des Kapitals, der Rahmen, in dem wir als Ware Arbeitskraft, als »freie« LohnarbeiterInnen in dieser bürgerlichen Welt das Menschenrecht der Freizügigkeit geniessen dürfen.
»Und gleiche Exploitation der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals.« (Marx, MEW 23,309).
Die feinen Unterschiede - gibt's die überhaupt ?
Worin liegt nun überhaupt der Unterschied zum Programm der Nazidemokraten? Nur in der Bösartigkeit der Dummheit zurückgesetzter, pogromlüsterner »deutscher Arbeiter«, die es zum Ausdruck bringt und mit der es der deutschkapitalistischen »Zuwanderungs«-Notwendigkeit der Gegenwart die verbiesterte Hoffnung auf totale »Abwanderungs«-Möglichkeit der konkurrierenden »ausländischen« Arbeitskräfte in der Zukunft »entgegenstellt«. Ja! das ist die Lösung des Kapitalismusproblems: toitsche Arbeiter an die Spargelstecherfront, als legale »Arbeitnehmer« statt diese »Polacken«-Hände wie bisher in der Saison!!
Es handelt sich bei dieser Explosion der Dummheit also bloß um utopisch-rassistische Gewaltphantasien des lohnspießersklavischen Grobianus: »Heinecke der starcke Knecht« (MEW 4, 331f). In Wirklichkeit haben ja noch nicht einmal die modellhaften klassischen NS-Faschisten die Modernisierungsbedürfnisse ihrer kapitalistischen Nation durch den bürokratischen Irrsinn einer Totalverdeutschung des Gesamtarbeiters im Sinne der Utopien des Deutschen Sozialismus kaputtmachen können und dürfen, sondern ganz im Gegenteil: sie haben lediglich eine durch Zuckerbrot und Peitsche domestizierte Schicht deutscher Vorarbeiter, Aufseher und Unteroffiziere der Produktion herangezüchtet - terrorisierte TerroristInnen, korrumpierte OpfertäterInnen der »germanischen« Betriebsgefolgschaft und »Deutschen Arbeitsfront« -, um eine gigantische »Fremdarbeiter«-Hierarchie aufzubauen - im Reich, am Reich und ums Reich herum. Der »antikapitalistische« Führer der ns-«deutschen Arbeiter«-Partei setzte nur die Zuckerbrot-Maxime durch, es müsse bis zuletzt, durch totalen Terror, totalen Krieg und totalen Opfersinn hindurch unbedingt zu sehen und zu spüren sein: dass es »dem deutschen Arbeiter« jederzeit mit Abstand besser ginge als dem europäischen Rest! Und dieser Grundsatz staatsvolksgemeinschaftlicher Herr/Knecht-Komplizenschaft hat sich ja auch bei der seinerzeitigen »Neuordnung Europas« und dem anschliessenden Durchhalten / Durchpeitschenlassen bis zum »Volkssturm« deutsch-mental bewährt, bis bei jenem vorläufig letzten Anlauf des deutschen Kapitalismus erstmal alles in Scherben fiel.
Diesem historischen Modell aber ist die heutige »Zuwanderungs«-Gesetzgebung »der handelnden demokratischen Parteien« ja schon auf den ersten Blick viel konsequenter verpflichtet als die »Abwanderungs«-Phantastik des »nationaldemokratischen« Programms. Während die Berliner Republik des Kapitals nach der guten alten Devise Hitlers: »Deutschland ist erst Deutschland, wenn es Europa ist.«, die Rechtlosigkeit, Terrorisierung und Hierarchisierung einer Pyramide »nicht-deutscher« und »nicht zu integrierender« lohnabhängiger Menschen - in, an und um Schengen herum - organisiert, wobei momentan das Nachzugsalter der »zu integrierenden / nicht zu integrierenden« Kinder (vom Kapital stets als zu fütternde, weil später zu futternde »Kaninchen«, von den Nazideutschen nur als gefährlich-gefräßige »Ratten« betrachtet) in den Vordergrund des »Integrations«-Spektakels geschoben wird, sind die bürgerlich-demokratischen Neonazis ganz schön in Zugzwang geraten!
Sie bleiben mehr denn je abgedrängt innerhalb des EUROland-Projekts: auf ihre Nische und Spezialität der Sammlung und Mobilisierung des Ressentiments der deutschdumpfen VerliererInnen des kapitalistischen Konkurrenzprozesses. Diese können mit idiotischen Forderungen wie »Abschaffung des EURO und Wiedereinführung der DeutschMark in Deutschland!« natürlich nur in ihrer hoffnungslosen Dummheit und Verbohrtheit abgeholt, gesammelt werden: zur deutschmessianischen Gemeinde der wahren Berliner »Reichs«-Partei, aller erweckten Gläubigen an »den deutschen Nationalstaat«, der sich dem unbegriffenen kapitalistischen Weltlauf doch noch einmal entgegenstellen soll als Vorkämpfer der völkischen Völkergemeinschaft - vom Völkerfrühlings- Mahler als Arche Noah der »Völker«-Identitäten in der Sintflut der »Globalisierung« hingestellt. So friedensdurstig wie einst der eurasische Völkerbefreier Hitler, »der deutsche Messias«, der ja auch erst mit dem Palmwedel als Rächer des geschändeten, enterbten Mütterchens »Deutschland« antrat und als Retter der abendländischen heiligen Familie vor der Flut ... Und ebenso selektiv, welche völkische Identität da mit hineingenommen wird und welche an der Rampe zu dieser Zwangsarbeits-Galeere als minderwertig, nichtverwertbar und vernichtenswert gilt.
Diese Tradition, dieses Modell des deutschen Kapitalismus wird in der »Zuwanderungs«-Gesetzgebung aufgenommen und als Selektion für die »Standortsicherung« des Kapitals von der Demokratur »aller handelnden Parteien« und gewerkschaftsbürokratischen Firmen integrationsmenschelnd weiterentwickelt - schon eine Art »Faschismus mit menschlichem Antlitz« für alle, die von diesem Aus- und Eingrenzungsterror betroffen sind.
Die »Standortsicherung« aber wächst sich ganz folgerichtig zur militaristischen »Burgfriedens«-Arbeitsgemeinschaft und totalen Kriegskonkurrenzperspektive der ach so neuen Berliner »Deutschland-in-der-Welt«-Rolle aus.
Die Rolle eines kriegsfähig-selbständigen (europäisch-hegemonialen!) Deutschen Reiches - diese Vision ist es, die von den Nazis heute »gegen den Krieg, gegen den Imperialismus« in Anschlag gebracht wird.
Alle Kritik der NPD-Blätter etwa gegen den Afghanistankrieg richtet sich nicht wirklich gegen den imperialistischen Angriffskrieg und Überfall, sondern dagegen, dass da deutsches Blut vergossen wird im Dienste des verwerflichen US- Imperialismus.
In dieser ganz einäugigen Anheftung an einen einzigen Träger des gegenwärtigen Kapital-Imperialismus werden diese rechten »Antikapitalisten« allerdings genau in die Falle tappen, in der diejenigen schon festsitzen, die sie am meisten verabscheuen: die SPD-ler. Denn nach derselben Methode starrten die sozialistischen Reichstagsmitglieder 1914 ausschließlich auf das unbestreitbar imperialistische Russland, und schon waren die Kriegskredite fürs Deutsche Reich bewilligt. Man hatte den eigenen Imperialismus unterstützt und rettete damit den Weltkapitalismus vor dem Feind-im-eigenen-Land (durch ein erstes bürgerlich-zivilisatorisches Umfunktionieren des letzten Gefechts: »Proletarier aller Länder, zermetzelt euch!«) ...
Damit ergibt sich neu, dass sie hasserfüllt aneinandergekettet sind- die toitsch-barbarischen Rechten um die NPD&«Freien Nationalisten« und die universalistisch-zivilgesellschaftlichen Staatsträger um Schily. Sie brauchen sich gerade im künftigen weltbürgerlich-terroristischen Krieg des Kerneuropaprojekts von Berlin.
Mahlers Ausbruchsversuche zeigen schon jetzt die Enge der Verkettung. In seinem Deutschlandkolleg »beweist« er hochtrabend »mit Hegel«, dass Kopf und Hand voneinander abhängen: der Kopf bliebe inhaltlos ohne das von der Hand Ertastete und Ergriffene, die Hand führungslos ohne den lenkenden Kopf !: was folgt für Mahler daraus (ganz anders als für den Geistes-Jakobiner Hegel übrigens)? Dass in einem Organismus jedem sein Platz zugewiesen sei; das Ganze kann dann vom Einzelnen alles verlangen, bis hin zur Aufopferung. Die abgestandendste Schote aus dem alten Rom wird hier vom Nazi pseudohegelianisch aufgewärmt! Menenius Agrippa legte mit dem Gleichnis vom Bauch und den Gliedern schon die Plebejer herein, die streikten und den Patriziern den Dienst versagten. Die Nazis von 33 gingen da noch einen Schritt weiter und interpretierten das Volk biologistisch wirklich als einen riesigen Leib:da war wohl klar, dass der Blinddarm nicht gegen das Hirn meckern durfte.
Mahler arbeitet in dem Punkt noch an sich.Hegel wirkt da immer noch hinderlich. Biologisch lässt gerade er sich am schwersten uminterpretieren.
Der Sozialismus der Nationalen.
Die Nazis haben sich schon immer die Fresse verbrannt, wenn sie versuchten, sich Philosophen einzuverleiben, das war mit Hegel wie mit Nietzsche so. Schon der NS-Staatsphilosoph Carl Schmitt wies seine Herren von vornherein warnend darauf hin, dass Hegels ganzes dialektisches System ihnen ins Gesicht explodieren müsse und insbesondere Hegels demokratistische Vernunft-Staats-Idee für die völkische Führerstaatsutopie der Nazis unverdaulich sei. Der dummschlaue Staatsfetischist Mahler kann den Versuch aber wieder nicht lassen. Das zeigt nur, was die Stunde geschlagen hat: der linke, von den herrschenden Ideologen der letzten dreissig Jahre durchgesetzte »Abschied vom Proletariat« und von dialektischer Analyse der Klassenkämpfe hat ein gigantisches ideologisches Vakuum hinterlassen, in dem Staatlichkeit höchstens noch »radikal-reformistisch« gedacht werden kann - revolutionäre Strategie zur Aufhebung des Staats und Ersetzung durch die produzierende, nach Bedürfnissen planende Commune weltweit wird als »Utopie« diskreditiert und als konkret anstehendes Übergangsprojekt massiv verdrängt. Das ist die Chance der »radikalen« Rechten und nationalen »Sozialisten«, alle spontanen Regungen und Gedanken »antikapitalistischer« Unzufriedenheit zu sammeln, zu bündeln und in die ns-faschistische Gewaltphantasie »Deutschland« umzuleiten: in ihr mythisch-phantastisches »Volk« und dessen »prolet-arischen«, germanisch-gefolgschaftsdemokratischen Staat. Dabei müssen sie sich historisch mehr denn je um ein »antikapitalistisches« Profil bemühen, wollen sie strategisch die Linke beerben.
Da kommt den nationalen Sozialisten eine doppelte Entwicklung der niedergehenden Linken der 1990er Jahre entgegen: während die Reste (»Achtundsechziger«) der »Neuen Linken« die Kritik der politischen Ökonomie abbrachen oder auf entmarxte, reformistisch-marktwirtschaftssozialistische bzw. antiproletarisch-proudhonistische Bahnen leiteten, um fortan am Co-Management der Ausbeutung und staatlichen »Regulierung« bzw. der müllökonomischen Selbsthilfeausbeutung des Proletariats teilzunehmen.
Co-Management: das heißt nichts anderes als dass es mit den alten Träumen aus ist von Gewaltenteilung.Alle »maßgebenden gesellschaftlichen Gruppen” -Regierung und Opposition, Gewerkschaften und Arbeitgeberverband, Presse und Gerichte ziehen an einem Strang.Vor allem die ehemals Linken, die sich zum staatlichen Realismus bekehrt haben.
Im Rahmen eines »zukunftsfähigen Deutschland« und zivilitäts-universalistischen »Weltsozialstaats« eines »Ultra-Imperialismus« der bürgerlichen »Eliten« -, setzten lautstarke Teile der nachgewachsenen Restlinken auf ein »neues« Paradigma: sie erklärten nicht etwa »Krieg den deutschen Zuständen!« (wie der erste revolutionäre Antideutsche, Karl Marx), sondern Krieg »den Deutschen« (wie der imperialistische Antifaschist Butcher-Harris) und damit, mehr oder weniger explizit, mehr oder weniger bewusst, dem Proletariat in Deutschland. Die radikale Kritik der Produktionsverhältnisse, in ihrer besonders miserablen, besonders hündisch-knechtseligen und besonders gefährlichen zählebig preussisch-deutschen Form, wurde von etlichen Deutschlinken in einer Art Panik effektiv ersetzt durch die »anti«-deutsche Denunziation »linksdeutscher« Fehldenk-Meinungen, die Kritik der politischen Ökonomie wurde (in einem Aufwasch mit »dem Arbeitsmetaphysiker Marx«) fallengelassen und verdrängt durch moralisierende Kritik der deutschen Unmoral. Die spektakuläre idiotische »Alternative«: »deutsch oder antideutsch!« »pro Auschwitz oder pro Bomber-Harris!« und »entweder« antisemitisch=gegenIsrael »oder« philosemitisch=proIsrael wurde aufgemacht. »Realpolitischer« Taktizismus des »kleineren« bürgerlichen Übels, statt strategisch revolutionäre Realpolitik: das Subjekt der Emanzipation wird nur noch in Gestalt irgendwelcher Staaten (der kapitalistisch-barbarischen »Zivilisation« und wehrhaften Weltdemokratie) gesucht.
Damit fahren Teile der »radikalen« deutschen Linken die ganze, dringendst notwendige Kritik des Antisemitismus an die Wand, und alle ohnehin spärlichen Ansätze, sich als das hier lebenmüssende, eben keineswegs nur bloß »deutsche« Proletariat zum Krieg gegen die deutschen Zustände, zum Umsturz der deutsch-kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu organisieren, werden durch ein bequemes Zwickmühle-Spielchen zur Unterhaltung, Verbiesterung und Selbstisolierung der Restlinken in ihrer Freizeit-Scene und in ihrem publizistischen Gangland ersetzt.
Nun stoßen die Nazis - allererst selber exlinke »Radikale« - instinktsicher in diese offene Flanke vor und brauchen bloß wieder die Vorzeichen auszuwechseln. Der Antisemit Dr.Oberlercher schult »Kritik der politischen Ökonomie« (»Capital = das Haupt«: meint bei den Rechten neidbesetzt »Geld und Geist«, traditionell deutsch-romantisch als »jüdisch« konnotiert), und der staatsvölkische Schwärmer Dr.Sander verkündet die Erkenntnis:
»Die ansteigenden sozialen Konflikte können nur von den Linken gelöst werden, zu deren Klientel die Geschädigten (der Globalisierung, deren Leidtragende überwiegend die unteren Schichten sind,) urwüchsig gehören«
D.h.: das »linke«, »radikale« Replikat allein noch könnte das neonazistische Projekt den rückständigsten, verzweifeltsten Elementen, insbesondere Jugendlichen, im Proletariat verkaufen. Und was kommt aus der »antikapitalistischen« Verpackung der Möchtegern-Chefideologen heraus? Die gute alte Fabel des Menenius Agrippa! Anders sagt das der trivialste Unternehmenssprecher nicht, der alle Mitglieder der Belegschaft begrüßt als Teil eines Ganzen. Ob Kloputzer oder Generalmanager. Jeder dient, aber jeder an seiner Stelle. Es ist - wie schon bei PR-Vorbild Dr.Goebbels befreiungskriegsmäßig verklärt - die Stinknormalität der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft: eine gesellschaftliche Kooperation in der anachronistischen Form der »freien« Lohnsklaverei, die uns als »knechtende Unterordnung des Individuums unter die gesellschaftliche Teilung der Arbeit« (Marx) unserer ganzen Möglichkeiten und Power als Gesellschafts-Individuen beraubt, die wir in unserer hocharbeitsteilig entwickelten Kombination als weltgesellschaftlicher GesamtarbeiterInnenkörper ja gerade geschaffen haben - Möglichkeiten, ja materielle Wirklichkeiten, die uns unglücklicherweise noch immer als bloßes »Kapital« = sich selbstverwertender Wert in Form von profitkonkurrierenden Firmen und Bürokratien bzw. Staatsmonopol, als blinde Fremdbestimmung unserer Interessen gegenüberstehen: eine wirkliche »fremde, feindliche Macht«, ein globaler und partikularer »Vampir« (Marx). Den finden die nationalsozialistischen Ideologen gerade so bezaubernd schön in nationalstaatlicher, inkorporierter und korporatistischer Form (»corporate identity« als nationalistischer Totem): ein Blutsaugertum, wie sie es als antisemitisches Wahnbild auf diejenigen Menschen, auf die Teile der Weltproduzenten projizieren, die sie nach wie vor auszugrenzen und zu vernichten suchen.
»Jedem das Seine« in der Hierarchie der deutschen, völkischen, nationalen, europiden .... »organischen« Blutsaugerei an unserem bißchen Leben, und dann gefälligst »Alle für Einen«, jede/r an seinem/ihrem Lohnsklaven-Arbeitsplatz, ja »Wir - blutsmäßig« in Deutschland Ausgebeuteten »natürlich« für den deutschen Vampir.
Die Parasiten, die fremden Aneigner meiner Arbeit, die Imperialisten - das sind die anderen, und die anderen müssen »ausgeschaltet« werden! »Nationale Befreiung«, »deutsche Emanzipation« ist für den »Deutschen Sozialismus” immer schon die konkrete Utopie von der äussersten Bündelung aller Produktivkräfte in der Verfügungsgewalt des »deutschen« Kapitals zum Griff nach der Weltmacht in einem Staatswesen konzentriertester Destruktivkräfte - dieses »deutsche Wesen« ist totaler Krieg (und beinhaltet, in Goebbels' Worten, die »totalste und radikalste Ausrott-schaltung des Judentums«).
Der Wehrmachtsstahlhelm-Papi Schröder auf dem Bundeskanzlerschreibtisch stellt ein anderes Bild von dieser regressiven Utopie dar als der Völkerfrühlings-Mahler - oben staatsmännisch-menschelnd, unten kalaschnikowisierend-staatsphilosophasternd-«radikal« -- beide drücken auf ihre Weise die gleiche äusserst widerliche, äusserst gefährliche, falsche »Aufhebung« des Kapitalismus auf deutsch von links nach rechts hin aus: ja! sie wollen ihn mit jeder Faser endlich bis zum Endsieg erleben, den totalen Krieg fürs »deutsche« Kapital, für »Europa« unter deutscher Hegemonie.
Denn beide Varianten exlinker Abenteurer sind nur »ganz normale deutsche Männer« und wollen sich als solche hemmungslos selbstverwirklichen: sie »wollen frei sein wie die Väter waren« - von denen sich diese Sorte deutscher Exlinker in Wahrheit nie emanzipieren kann. »Mein langer Kampf zu Mir Selbst.« Wir Lohnabhängigen gelten nur als Manövriermasse für das Legitime Theater (war theater) dieser politischen »Wir Selbst«-Läufer von links bis rechts.
Worin unterscheiden sich diese exemplarischen politischen 1940er-Jahrgänge der Ära Goebbels eigentlich? Die verschiedenen Varianten drücken sich in den verschiedenen Stellungnahmen zur kapitalistischen »Globalisierung« aus, da liegt der ganze Unterschied. Die Schröder/Fischer/Schily-Staatsmannschaft setzt selbstverständlich voll auf die reelle Subsumtion der globalen Arbeit unters Kapital, begreift und bejaht diesen Schub durchgreifender Weltmodernisierung als »zivilisatorische Mission des Kapitals« (Marx) ganz nüchtern-zynisch (sie haben ja ihre Kapitalschulungen gemacht in den 1970ern) sehenden Auges im ganzen Ausmaß ihrer »Folgekosten«, Kahlschlagwirkungen, »Kollateralschäden« und nachhaltigen Barbarei - und sucht dabei ausschliesslich fürs deutsche KernEUROpa-Projekt optimale Konkurrenzbedingungen herzustellen im Reigen der »feindlichen Bruderschaft des Kapitals« (Marx).
Von allen und jeglichen »sozialistischen« (d.h. staatsmonopolistischen) Träumen und Omnipotenzphantasien ihrer »linken« Jugendzeit sind sie scheinbar unwiderruflich abgerückt und nehmen folglich alles, was in dieser Gesellschaft nur im geringsten nach Rebellion, Sozialismus, Revolution und Subversion riechen könnte, als alarmierenden Gegenstand ihrer zivilgesellschaftlich-polizeistaatlichen Gespensteraustreibung wahr. Der allgegenwärtige »Terrorismus«, von dem sie reden, ist nichts anderes als die Wiederkehr des Verdrängten - ihrer eigenen, durchs »Erwachsengewordensein« von »links« nach rechts umgeschlagenen staatsmonopolistischen Wunschprojektionen, jetzt paranoid und spiegelverkehrt verfolgt.
Anders dasselbe Syndrom bei den neo-national-sozialistischen ehemals »linksradikalen« Ideologen (so besonders Mahler und Oberlercher).Sie gehören zu den Kriegsverlierern der APO. In ihrer ebenso ungebrochenen Staatsfixiertheit hoffen diese Spätkömmlinge des Berliner Reiches aber in abenteuerlicher Realistik - sie haben ja nichts mehr zu verlieren als ruinierte Existenzen des deutschen Bürgertums, auf das sie immer negativfixiert gewesen sind -, doch noch dem »Establishment« der in Deutschland herrschenden »Elite« sich durch eine Art »Machtergreifung« qua »Deutsche Revolution« in zweiter Auflage aufpfropfen zu können. Dabei setzen sie voll und ganz auf die gesetzmäßige »Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eigenes Produkt als Kapital produziert« (Marx) . Nur definieren sie diesen Gegenpol zum globalen Akkumulationsregime des Kapitals einfach um: uns Lohnabhängige, in Wirklichkeit eine Abteilung der globalen ArbeiterInnenklasse in Deutschland - deklarieren sie dann national-sozialistisch zum »Prolet-Arier« gegen den Rest der Welt (- bestimmte »anti«-Deutsche kommen ihnen dabei sogar entgegen mit genau derselben Operation unter »linken« Vorzeichen. Beide fühlen sich dabei ultraradikal).
Mahlers »antiimperialistische« nationale Rebellion treibt also nur enger ins Gehege. Wer ihm folgt, gibt sich gefangen - und das im Vollgefühl des »Wir«- Protests. Er/sie verlernt, für sich selbst zu kämpfen, als Individuum wie als Gesellschaftsklasse, wenn er/sie perspektivisch im »totalen Krieg« aufgehen will: - Nation gegen Nation, »Völker« gegen »fremde Blutsauger«, »Übermenschen gegen Untermenschen«, »Zivilisation gegen Barbarei«, »... gegen Terroristen«, »... gegen Ausländer«, »... gegen Juden« usw. usf. -
Damit dienen diese deutschen Spießer-Desperados der Rechten sich dem deutschen Kapitalismus an, stellen der deutschen Bourgeoisie ihre »revolutionären« Fähigkeiten zur Sammlung und Mobilisierung aller von Marx hier aufgezählten Elendsfaktoren zur Verfügung, um diese wiederum der deutschen Konkurrenzanstrengung des Kapitals nutzbar zu machen .
Das ist aber keine zusätzliche produktive, sondern hauptsächlich eine destruktive Potenz. Diese spontane, von den Nazis gesammelte und organisierte Destruktivkraft besetzt, usurpiert möglichst jede Vorstellung von Antikapitalismus und sozialer Revolution, die ja aufgrund der Verschärfung der deutschen Zustände nicht totzukriegen ist; treibt jegliche Verschiedenheit und Differenz zwischen den vielfältig und immer neu zusammengesetzten Teilen des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters in Spaltungs- und Zerfleischungslinien hinein, entlang denen sich die Leute gegenseitig auffressen sollen statt zusammen zu kämpfen, und kehrt die Vergesellschaftungsarbeit der Vernetzungen und Migrationsbewegungen des Weltproletariats in der kapitalistischen Form reaktionär um - indem sie diese proletarisch-negatorisch fortschreitende (noch nie dagewesene Möglichkeiten der revolutionären Kommunikation und Kämpfe schaffende) »Globalisierung« pseudo-antikapitalistisch angreift und pseudorevolutionär wieder zu zerstören sucht: an diesem Ersten Mai in Frankfurt mit der läppischen Parole »Vielfalt gegen Globalisierung!«
”Vielfalt gegen Globalisierung”? - Einfalt der Blockbildung .
Worch, dessen Frankfurt-Demo zum Ersten Mai von der NPD nirgends als eigene angekündigt wird, versucht mit dem Motto ”Vielfalt gegen Globalisierung” offensichtlich strömungsübergreifend vorzubauen für die neue Rechtszusammenballung, von der er für den Raum ausserhalb und die Zeit nach der NPD träumt. So gern er sonst den Kamerad Schnürstiefel gibt, der unten die Weisungen des neuen Goebbels Mahler vollstreckt, dieses Mal hängt er im illegitimen Theater aus taktischen Gründen den Versöhner heraus. (Denn diese Formel stammt gerade von partei-internen Mahlerkritikern)
Spiegelverkehrt-kapitalistisch antworten natürlich sämtliche staatstragend-deutschen BürgerInnen mit ihrem multikulturellen Antinazismus darauf: wie wundervoll vielfältig erstrahlen doch die united colors der Globalhierarchie freiwilliger Lohnsklaverei in der besten aller möglichen Welten! In der Tat bleibt wohl zunächst auch nichts anderes übrig als diese kapitalistische Vielfalt und Globalisierung zu verteidigen - als wenn sie linker Verteidigung erst bedürfte! - gegen die faschistische Einfalt des antiglobalen Ressentiments: denn vielfältig ist bei den Rechten nur der Rückschritt, die Rückbindung (religio und regressio ) aller modernen Errungenschaften in den völkischen Mief und mentalen, institutionalisierten Terror von patriarchalischer Familie, borniert-arbeitsteilig-«beruflicher« Verknechtung und rassistischer Zerfleischung in den Mythen irgendeiner rückwärtsgewandten menschenfresserischen Utopie. In allen Varianten dieser bezaubernden Vielfalt geht es immer nur um die Festlegung, Einzwängung und Verstümmelung des Gesellschaftsindividuums in eine »vielfältige« Hierarchie, wo ich aller freien menschlichen Entwicklung, meiner produktiven Anlagen und Kommunikation mit allen anderen beraubt bin und mich für die jeweilige »höchste« verordnete Werte-«Gemeinschaft«, die ich mir nicht aussuchen durfte, sondern in die ich »bluts«- und traditionsgemäß angeblich »hineingehöre« und »hineingewachsen bin«, pseudo-sinngebend aufopfern darf - nicht ohne eine möglichst breite Blutspur zu hinterlassen, die aus »anderen«, angeblich minderwertigen Feind-«Gemeinschaften« angerichtet werden »muss«.
Dass wir immer noch - trotz aller technologischen Errungenschaften - in der Vorgeschichte der Menschheit leben, dass wir modernen/postmodernen Menschen von Kapital und Staaten gehalten werden wie in einem (günstigstenfalls:) Zoo, wird durch die von den NS-Faschisten dergestalt barbarisch gemeinte, ja leider realistisch beschworene »Vielfalt« der verordneten Aufopferungs-«Identitäten« plastisch deutlich.
Nur verdoppelt die unaufhaltsame kapitalistische »Globalisierung« auch bloß diese Barbarei: die kapitalistische Form der Vergesellschaftung, d.h. das private Klasseneigentum an den gesellschaftlichen Produktions- und Lebensbedingungen und die Unterwerfung, Durchformung aller menschlichen Arbeit und Kultur durch den »sich selbst« verwertenden Wert in immer gewaltigeren Schüben, zerstört die vormodernen, stickig-engen »Gemeinschaften« von Familie bis Nation zwar fortgesetzt und löst ihre »echten«, stall-«warmen« vorgeschichtlich-menschlichen Bindungen in die nackten, brutalen Bande der nüchternen Zahlung auf -- jedoch konserviert und mobilisiert das Kapital, in der Konkurrenz seiner Firmen, Staaten und Bürokratien, eben in ewiger Wiederkehr des Immergleichen diese ganze alte Scheisse der »Trümmer und Überreste vergangener Produktionsweisen« (Marx): von Clan- und kinship-Banden, Familienkitsch, Geschlechter- und Kinderausbeutung mit zugehörigen »naturgegebenen« Geschlechter- und Generationsrollen, bis zu »Volkskultur« und fundamentalistischer Religionsdrogenszene ... und spült sie, wie in einem verstopften Wasserklosett, immer wieder »erneuert« als kapitalistische Folklore hoch -- weil und solange die weltgesellschaftliche Vernetzung, Produktion und Verteilung von uns immer noch nicht selbst-bewusst begriffen und geplant organisiert wird. Solange wir noch immer an mentalen und institutionalisierten Traditionsverbänden wie »Familie«, »Firma«, »Volk«, »Nation« und derart längst kaputten Surrogaten für Gesellschaftlichkeit hängen, wie es diese sämtlichen »Gemeinschaften« unserer Ausbeutung nun mal sind.
Die Weltgemeinschaft des Kapitals stellt sich so als höchst unappetitliche Vielfalt der Bindungen in der Einfalt der Profitkonkurrenz heraus, die alle individuellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten, die wir heute schaffen, sofort im Ansatz schon wieder wegnimmt, verstellt, erstickt und verdreht. Unseren weltgesellschaftlichen Reichtum verwandelt sie in Armut und Zerstörung, indem sie alles in die ekelhaften und todlangweiligen Retro-Klischees des Immergleichen, in die Arbeit des Weitermachens in den überkommenen zerstörerischen Bindungen, in die blinde Reproduktion der ewigen bürgerlich-vormodernen Bilder von »Gemeinschaftsleben« und »privatem Glück«, Traumjob, Weekend, Party, Urlaub, Lifestyle usw. usf. einzwängt. Zwischen deren »immer neuen« Formen und Moden haben wir dann bei Strafe des Untergangs zu »wählen«, und für sie haben wir uns den ganzen fremdbestimmten Arbeitsstress zu machen ...
Diese einfältige Globalisierungsvielfalt des kapitalistischen Himmels-über-der-Wüste aber stellen weder die rechten Traditionalisten in Frage noch die united-colors-AntifaschistInnen in ihrer de-facto-Volksfront der Fischers & Schröders von morgen mit den Fischer & Schröder von gestern bis heute, mit der grandiosen staatsbürgerlichen »nazifreie-Zonen«-Utopie, in ihrer lohnspießerhaften und karriere-bürgerlichen, pseudoradikalen poplinken Poser-Selbstgenügsamkeit, in ihrer aller Selbstzufriedenheit mit ihrem manager-borniert-arbeitsteiligen Selbstbild vom »Anti«-Deutschen, »Antinazi«, »antifa«-Experten und Politprofi, der/die »gelernt hat wie man das macht«, der/die sich für die frontline qualifiziert ...
Die krisenhaft kreischende Transformation der Produktionsverhältnisse, die kapitalistisch-technologische Revolutionierung und sich blind vorbereitende global-commune Emanzipation der Arbeit (teamplayer, global player sein zu müssen und zu können), die unter unser aller Augen, in unseren Händen und Köpfen längst negatorisch vor sich geht: das ist für sie alle das große Tabu .
Wozu brauchen Kapital und Staat ihre Nazis?
Die Nazis - damals wie heute - tasten die negativ-vergesellschaftende Rolle des Produktionsverhältnisses Kapital/Lohnarbeit beileibe nicht wirklich an (schon das NS-Regime war für den deutschen Kapitalismus entschieden notwendig-terroristisches Modernisierungsregime), sehen sich aber zuständig ausschliesslich für die gesellschaftshemmende, privatisierend-depravierende, rückschrittlich-reaktionäre Seite und Funktion dieses »prozessierenden Widerspruchs« Lohnarbeit & Kapital, kurz: für die versklavende Seite der Produkltionsverhältnisse: die »freie Lohnarbeit«, die Vertiefung und Verinnerlichung der Lohnarbeit selbst und damit des Kapitalverhältnisses selbst:
»Mehrarbeit, die das Kapital ohne Äquivalent erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier kontraktlicher Übereinkunft erscheinen mag.« (Marx, MEW25,827)
Das bißchen Freiheit an der Lohnarbeit wollen sie sogar noch empfindlich beschneiden - entlang der rassistischen Hierarchie »deutsch« gegen »fremd« - im Dienste der kapitalistischen Konkurrenz; »aber« zugleich für die totale, terroristische Unterdrückung der Konkurrenz zwischen Lohnarbeit und Kapital (d.h. des legalen und »wilden« Kampfes um Lohnhöhe, Lohnformen und Arbeitsbedingungen -- unsere elementarste Bewegungsform als LohnarbeiterInnenklasse an sich)! Mit diesem bewährten Unterdrückungsprogramm sind die alten und neuen nationalen »Sozialisten« am allerkapitalistischsten überhaupt: so konsequent bürgerlich-revolutionär wie nur je die Jakobiner von der Grande Terreur bis zur Grande Nation Bonapartes, gegen den die toitschen Borussenbefreiungskrieger, deren knutenselige Urväter noch nichtmal eine wirkliche bürgerlich-demokratische Nationbildung hinkriegten, so neidvoll im Ressentiment schwelgen, dass sie in den geflügelten Worten ihres Dr.Goebbels »das Jahr 1789 aus der Geschichte ausradieren« möchten!!
Gewiss möchten sie das noch immer, aber in ihrer troidoitschen Gloibigkeit nehmen diese Staatssozialisten ihre eigene historische Rolle als ewig verspätete, immer nur miserabel reaktionäre Bourgeois-Sozialisten garnicht wahr:
»Gleich im Beginn des Revolutionssturms wagte die französische Bourgeoisie das eben erst eroberte Assoziationsrecht den Arbeitern wieder zu entziehn. Durch Dekret vom 14. Juni 1791 erklärte sie alle Arbeiterkoalition für ein 'Attentat auf die Freiheit und die Erklärung der Menschenrechte' ... Dies Gesetz, welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital und Arbeit staatspolizeilich innerhalb dem Kapital bequemer Schranken einzwängt, überlebte Revolutionen und Dynastiewechsel. Selbst die Schreckensregierung liess es unangetastet. Es ward ... aus dem Code Pénal gestrichen.« In jedem (auch »realsozialistischen«, staatskapitalistischen) Staat gilt das erste Menschenrecht des Kapitals, nämlich »die Freiheit, die Arbeiter in der Sklaverei zu erhalten!« (Marx, MEW 23,769f)
Dafür stimulieren diese deutschsozialistischen Jakobinerkarikaturen um so hingebungsvoller die fürs Kapital gedeihlichste Art des Auslebens der Konkurrenz: nicht nur die zwischen den Kapitalgruppen (als Nationalstaaten und Hegemonialblöcke, geopolitische Land & Meer-Reiche) sondern vor allem auch die zwischen den ArbeiterInnen selbst.
Nur durch kunstvolles Gegeneinanderausspielen der LohnarbeiterInnen - individuell und kollektiv, als quantitatives Unterbieten und qualitatives Überbieten des Verkaufspreises auf dem Arbeitsmarkt - kann das Kapital überhaupt seine Basis, die Lohnsklaverei, die Menschenklasse des Proletariats, die eigentlich die Gesellschaftsklasse der passiv erleidenden Unmenschlichkeit entfremdeter, enteigneter Arbeit ist, verewigen, denn »die Bedingung des Kapitals ist die Lohnarbeit. Die Lohnarbeit beruht ausschliesslich auf der Konkurrenz der Arbeiter unter sich.« (MEW 4,473). Die demagogische, bis in massenpsychologische Wahnsysteme hineintreibende Aufhetzung der arbeitenmüssenden Menschen gegeneinander entlang Fressneidmustern, sozialdarwinistisch konditionierten Ängsten und Kränkungen, historisch weitergeschleppten Vorurteilen und realen kulturellen wie psychomentalen Unterschiedlichkeiten, Reibungen, Projektionen und Phobien usw. usf. -- hier liegt die nationalsozialistische und nazionaldemokratische Spezialität, auf diesem Gebiet liefert der Meister aus Deutschland immer noch Deutsche Wertarbeit im Geschäft der Konkurrenzentfachung fürs Kapital.
”Deutschsein- eine Arbeit um ihrer selbst willen tun ”
Deutschsein heisst nach ns-faschistischem Ethos: eine Arbeit »um ihrer selbst willen tun« -- wie es das Kapitalmanagement gern hätte, dass wir es uns gemeinschaftlich einbilden zu tun, wo wir doch in Wirklichkeit allererst für die Selbstverwertung des ökonomischen Wertes (= aus Geld mehr Geld machen), für die sinnlos und zerstörerisch gewordene Konkurrenz der Plusmacherei arbeiten: nicht für die Bedürfnisbefriedigung der Menschen (die ist allenfalls sekundär) sondern ausschliesslich für den in »Kaufkraft« vorhandenen »Bedarf« (der »sich rechnende Ertrag« der Firmen ist primär).
Das bürgerliche Bewusstsein redet sich ein, im Verwertungsprozess käme der Produktionsprozess der Gesellschaft ja optimal zur Geltung, und wundert sich dann, dass vor lauter fortgesetzter Krisenhaftigkeit dieser misslingenden gesellschaftlichen Reproduktion, bei der mindestens die Hälfte der Menschheit dran glauben muss und die andere Hälfte dran glauben will, nur noch die nationalstaatliche, »realsozialistische« und supra-national-sozialstaatliche »Regulation« das Heil verspricht .Ein Heilsversprechen, das immer nur sanierte Heiler und gekreuzigte Heilande hinterlässt.
Die Nazis schieben den Verwertungsprozess des Kapitals einfach auf »den Juden« und schwärmen den »deutschen Arbeitern« und Arbeitslosen von Freiheit & Glück der »nationalen Arbeit« vor: im utopischen Sonntagsbild von »der deutschen Industrie« und wirtschaftlichen Autarkie arbeiten reindeutsche Unternehmer & Unternommene in perfekter führerdemokratischer national-organischer Regulation Hand in Hand, als deutschblütige Familie-aus-Familien. Kostenbewusst und nachhaltig-bedürfnisgenügsam, dass der im Vordergrund stehende stoffliche Produktionsprozess ganz von selbst als optimaler Verwertungsprozess läuft. Das wäre die national-sozialistische »Aufhebung« des kapitalistischen Widerspruchs von Produktionsprozess und Verwertungsprozess!
»Die Arbeit« wäre in dieser grausigen Nationalutopie verdeutscht, indem ihre kapitalistische Form gewaltsam entdeutscht, verundeutscht werden müsste (denn die bewusste, endgültige Aufhebung der nationalen Form des Kapitals in die weltweite Commune freier und selbstbestimmter ProduzentInnen wollen diese nationalen »Sozialisten« ja gerade mit Zähnen und Klauen verhindern). Da diese gefährlichen Opfertäter der deutschen knechtseligen Arbeitsmentalität wie ihr Klassiker Hitler (1920) »die Arbeit« schlechthin als »deutsch«, ur-deutsch definieren, brauchen sie folgerichtig auch heute »den Juden« als Symbol-Sündenbock-Konstrukt für die kapitalistische Form. In den Tischgesprächen hat Hitler ganz nebenbei offenbart, dass »deutsch«, bzw. »arisch«, und »jüdisch« völlig willkürliche Konstrukte sind: was gerade beliebig-pragmatisch als das eine definiert wird (z.B. »Arbeit = deutsch«), ist dann am anderen das genaue Gegenteil (»parasitär = jüdisch«) - siehe auch diesen Manichäismus in Hitlers Testament.. Ein besonders schönes Zusammensein mit Hitler war es z.B. für Goebbels, als sie sich zu zweit darüber den Kopf zerbrachen, »warum der Jude die Lüge ist« (Tagebuch)!! Die Wirklichkeit lässt sich damit immer so manipulieren, wie sie gerade »natürlich« aussehen soll. Eine prima Ideologie für die jeweiligen Durchsetzungsgewaltakte des »eigenen« Kapitals. Aber auch für die kurzsichtige, selbstverblendende Bestialität seiner Lohnsklaven im »Wehr«-Sold »für die deutschen Interessen in der Welt« (Ein Job wie jeder andere ...)
Das Phantasma »Jude« steht im antisemitischen Wahnsystem nicht nur für das »raffende”Kapital,sondern zugleich für die negativen Züge der Lohnarbeit, verkörpert im Proletariat (»die negative Seite des Gegensatzes« der kapitalistischen Gesellschaft, »in der Verworfenheit die Empörung über diese Verworfenheit«, »die destruktive Partei« (Marx, Hegel: MEW 2, 36), also symbolisch für potenzielle Subversion, Sabotage, Revolte, Umsturz und Revolution; List, dialektisches Denken, Materialismus, kritischer und theoretischer Sinn, wissenschaftlicher Kommunismus und praktische proletarische Commune-Diktatur, Aufhebung der Konkurrenz und Arbeitsteilung durch direkte, transnationale Kooperation, Kosmopolitismus und egalitäre selbstbestimmt-freie gesellschaftliche Individualität, genossenschaftliche Befriedigung und Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse auf höchstem Niveau -- also genau das, wovor die kleinbürgerlich geprägte, lohnspießerisch konkurrenzbornierte deutsche Knechtseele panische wunschversagende Furcht-vor-der-Freiheit hat) -- und zugleich steht ihnen »der Jude« fürs Kapital (als geheime Macht böser Un-Menschen, aus Geld mehr Geld zu hecken; als Aussaugende und Geniessende am gesellschaftlichen Reichtum, über den ich nicht verfüge; als »uns unsere« Frauen- und Kinder-wegnehmende, ihr/unser Blut / unsere Lebenskraft vergiftende und schwächende Fremdkörper-Macht aus dem Hinterhalt; als kosmopolitisch-unsichtbarer Staat im Staate und übergreifende politisch-ökonomische Weltverschwörung; als kalter »Geld & Geist«-Intellektualismus und kritische »Zersetzung« überkommener, »natürlicher«, »selbstverständlicher« Werte; als Antiprovinzialität und heimatzersetzende Fremde; als unfassbares, unsichtbares Abstraktes in und über unserer Arbeit, der Gesellschaft, dem Globus, das schicksalhaft im Dunkeln bleibt und unser Unglück ist): dergestalt beides (Proletariat und Bourgeoisie) auf »das Weltjudentum« projiziert, müssen sie dann folgerichtig die Juden zu vernichten suchen, damit »die deutsche Arbeit« als messianisches Opfer-Arkanum alles Deutschen Sozialismus (NS-Faschismus) zu sich kommen und die Welt am soldatisch-arbeitsgottesdienstlichen »Deutschen Wesen« genesen kann. Soweit in aller konzentrierten Kürze die abgedrehte Vorstellung von Kapital & Arbeit und von der »deutschen« Beseitigung ihres Widerspruchs, die nach wie vor die nationalen Sozialisten und noch viele »Deutsche Arbeiter« zwanghaft treibt.
Der Schoß aber wird immer fruchtbarer, aus dem das kriecht. Es ist die grenzenlos verschärfte »Vielfältigkeit« der Konkurrenz der ArbeiterInnen rund um den Globus, die das Produktionsverhältnis Kapital/Lohnarbeit erneut zum Thema werden lässt und wieder vielen Proletarisierten an der Stelle, wo sie eingezwängt in die nationalstaatlichen Gehege und »gezwungen-freiwillige Assoziation« (Marx) der Firmen arbeiten müssen, die Frage aufdrängt: wie aus dem vielfältigen Hier und Jetzt der Kapitalismus endlich aufzuheben, als Produktionsverhältnis abzusprengen ist. Wie wir als die weltweit kombinierten ProduzentInnen die weltgesellschaftliche Form unserer Produktion auch selbst global verändern, in die eigenen Hände nehmen können.
Was will Worch am Ersten Mai ?
Gerade der Kameradschaften-Worch mit dem »Arbeit macht frei«-Zynismus von sich und seinesgleichen stößt nun an diesem »Tag der Arbeit« ins Antiglobalisierungs-Horn: die »antikapitalistische« Pose möchte »prolet«-arisierend darüber hinwegtäuschen, dass seine Vielfalt nichts zu tun hat mit gemeinsamem Zusammenstehen von Leuten verschiedener Herkunft im Betrieb und außerhalb.
Die NPD - und alle staatsfetischistisch-völkischen Strömungen über sie hinaus - erheben die schon geleistete, tote=vergegenständlichte Arbeit zum unantastbaren Block. Den beten sie unter dem Namen Deutschland an, um den Gedanken nicht zuzulassen, dass alles, was bisher erstellt wurde, durch neue Arbeit auch wieder verändert werden kann.
»Deutschland« und der immer noch einmal mobilisierbare »Glaube« daran ist das letzte Aufgebot der Selbstverknechtung in Lohnarbeit/Kapital und ihrer mörderischen Konkurrenz. Um ihr vermeintliches Eigentum - den imaginären Block Deutschland - krisensicher zu etablieren und vor jedem Zugriff zu schützen, darum zerstören sie die einzige Waffe aller, die arbeiten müssen, um zu (über)leben: die Möglichkeit der Solidarität über jede Grenze hinweg.
Holzmann und seinesgleichen: zwei Sanierer- eine Pleite
Fixierung auf die Konkurrenz der Lohnarbeit in der Konkurrenz der Kapitale -- damit machen sie uns fertig bzw. wir uns selbst. Der totale Krieg aller gegen alle, auf den die Nazis volksgemeinschaftlich hinauswollen, er beginnt dort, wo sozusagen Holzmänner hergestellt werden »im Kampf um die Arbeitsplätze« und dafür die elementarste Klassenlist, -beweglichkeit und Klassenkampfmoral zugunsten lohnspießerischer Kurzsichtigkeit geopfert wird:
Vor zwei Jahren brachte Schröder eine ganze Belegschaft zum Jubeln, die von Holzmann. Sie jubelten über ihren Lohnverzicht, über eingeschränkte Überstundenentgelte, gekürztes Weihnachtsgeld. Dafür durften sie zwei Jahre lang weiterarbeiten- genau bis Frühlingsanfang 2002. Zwei Jahre dienten sie dem Standort Deutschland - jetzt sehen sie sich wieder dort, wo sie vor zwei Jahren standen. Kleiner Nebeneffekt: sie dienten der hemmungslosen Konzentration des Baugewerbes, indem sie rechts und links durch ihre Billiglöhne kleinere Firmen in den Konkurs trieben - damit aber auch deren Belegschaften in die Erwerbslosigkeit.
Mit anderen Worten: die Arbeiterinnen und Arbeiter von Holzmann haben verzweifelt in der Konkurrenz um den Verkauf ihrer Arbeitskraft einen Weg gewählt, auf dem sie andere dazu zwangen, sich für noch weniger beim Arbeitsamt oder sonstigen jetzt in Aussicht gestellten Agenturen feilzubieten. Unterwegs zur kollektiven Selbstzerstörung! ...
Soweit Schröders Rezept.
Die NPD wird sicher morgen oder übermorgen, spätestens am Ersten Mai gegen diesen Massenbetrug an deutschen Arbeitern wettern. Und ihr eigenes Rezept anbieten. Das lautet dann so:
»Wirtschaftspolitik absurd: Ausländer rein - Deutsche sollen im Ausland arbeiten
Kaum zu glauben, aber wahr: Die Interessenvertreter der deutschen Industrie haben die Deutschen aufgefordert, hinsichtlich ihrer Arbeitsplätze flexibler zu sein. Sie sollten sich daran gewöhnen, auch außerhalb Deutschlands zu arbeiten. Ein Arbeitsplatz in Amsterdam sei besser als arbeitslos in Kassel,meinte der VW-Personalvorstand Hartz, der zukünftig mithelfen soll, die Bundesanstalt für Arbeit effektiver zu gestalten.::: Die Konjunktur kommt aber nur in Gang, wenn es eine Nachfrage gibt. Die wiederum gibt es, wenn in diesem Lande Leute wohnen, die sich hier wohlfühlen.. ....Was will (aber) die Interessenvertretung der deutschen Industrie? Sie will billige Arbeitskräfte haben, die sie gegenüber den hochqualifizierten Deutschen als Lohndrücker einsetzen kann und sie will die vorhersehbaren sozialen Folgen der Gemeinschaft, nämlich uns allen aufdrücken... Ob mit oder ohne Zuwanderungsgesetz: Nach Deutschland darf es keine Einwanderung geben. Die Arbeit muß zu den Deutschen gebracht werden und nicht umgekehrt.« (Pressemeldungr Bundes-NPD vom 4. März 2002)
Also die Konkurrenz zwischen Arbeitern ist ganz schlimm, wenn sie zwischen Deutschen und Ausländern geschieht. Wenn wie im Fall Holzmann zwangsläufig Deutsche Deutsche niederkonkurrieren, darf das die neuen Vorkämpfer der Arbeiterklasse nicht weiter kümmern.
Praktische Folge allerdings für die, die dieser neuen Arbeiterpartei auf den Leim gehen: sie vergessen endgültig, dass die einzige Möglichkeit, sich gegen Atomisierung im Lohnkampf zu wehren, gemeinsame Organisierung ist – über alle eingebildeten nationalen Grenzen weg.
Sorgen macht sich die nationale Rechte auch über den deutschen Ausverkauf:
»NPD warnt vor weiterem Ausverkauf der deutschen Wirtschaft (10. März 2002)
»US-Investoren greifen jetzt nach Firmen, die Spitzentechnologie produzieren. Die Dornier-Flugzeugwerke sollen vom amerikanischen Flugzeugbauer Boeing übernommen werden. Die Mehrheitsanteile der zur Babcock-Borsig-Gruppe gehörenden Howaldt Deutsche Werft (HDW) in Kiel will der US-amerikanische Investor Guy Wyser-Pratte übernehmen. HDW gehört im Marineschiffbau und besonders beim Bau nichtatomarer U-Boote zur Weltspitze. Eine Übernahme würde auch zur Folge haben, daß US-Militärs maßgeblichen Einblick, vor allem aber Einfluß auf die technologische Entwicklung deutscher Kriegsschiffe bekommen würde«
Wenn nur Opel wieder in deutscher Hand wäre, Rüsselsheim wäre das Paradies.
Zugegeben –diese Art von Propaganda ist idiotisch und wird keinen Hund hinterm Ofen vorlocken, jedenfalls keinen, der schon mal was von Aktien gehört hat, denen es bekanntlich egal ist, von welchen nationalen oder internationalen Händen sie begrabscht werden.
Totaler Krieg der Nazis- Sozialer Krieg der Berliner Republik
Die ganze Sache würde freilich viel weniger idiotisch aussehen, wenn sich hier eine Kriegswirtschaft einrichten ließe. Der Krieg - und nur der Krieg - erlaubt es, unter Beibehaltung des Kapitalismus eine zentrale Lenkungswirtschaft einzuführen, die dann tatsächlich den Firmen ”in ausländischer Hand”, genau wie den deutschen, Auflagen machen kann über Einstellung von Arbeitskräften und besondere Produktionsanteile.
Man soll niemand für dümmer halten als sich selbst. Die Argumente der NPD wirken bis jetzt sehr dumm, weil sie sich selbst noch nicht einig ist. Sie kann mit den letzten Absichten nicht herausrücken. Aber so sehr sie gegenwärtig zetert gegen die Unterstützung des Afghanistan-Kriegs durch die ”deutsche” Regierung: wenn erst Deutschland voll einsteigt in die ”kriegerische Selbstbehauptung”, dann wird gerade die Rechtsfront nicht umhin können, auch in diesem Krieg wieder zu beweisen, dass – Deutschland! ”dein ärmster Sohn stets auch dein getreuster war”.
Krieg schafft Arbeitsplätze. Im Krieg gibt es keine Arbeitslosigkeit. Nur haben noch nicht alle vergessen, wie sich diese Art der Arbeitsbeschaffung für Leben und Gesundheit, für Fleisch und Blut derjenigen auswirkten, die die eigenen Knochen dafür hinhalten mussten.
Die heutigen Nazis träumen vom totalen Krieg. Sie machen nur so lange Antikriegs-Opposition, wie das deutsche Generalkommando nicht gesichert ist.
An der Heimatfront beginnt die Berliner Republik, während sie schon hektisch in schamloser militärischer Global-Eingreifbeteiligung den neuen deutschen Platz an der Sonne sucht, die soziale Mobilmachung des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters vom Sockel her. Konkurrenz im Weltmaßstab heisst für den deutschkapitalistischen »nationalen Wettbewerbsstaat«, dass es höchste Zeit ist für das Demontieren der vom Bismarckschen »Sozialstaat« überkommenen Arbeitsamtsbürokratie, die mit ihrer eingebauten paternalistischen »Fürsorgementalität« der Staatsverschlankung im Wege steht.
Das workfare-Modell in England und den USA ... ist schon zwei Ecken weiter, dort ist normal für (vor allem junge) Erwerbslose 3-4 Monate Unterstützung und dann neuer Job. Weitgehend ist in den großen Betrieben die Personalabteilung schon ausgelagert ins Personaldienstleistungsmanagement. In der Europäischen Gemeinschaft ist schon längst die Zulassung der privaten Vermittler durchgesetzt und die Zeitarbeitsbranche schnellstwachsende Dienstleistungsbranche überhaupt! Die Ware Vermittlung-der-Ware-Arbeitskraft mit ihrem enormen Gebrauchswert befriedigt das menschliche Bedürfnis der kapitalistischen LohnsklavenkäuferInnen ebenso hochmotivierend - wie uns die Agenturen jetzt auf allen Kanälen plausibel versichern - wie das der Sklavenhändlerfirmen und Lohnsklaventeams dazu!
Als gemanagten ManagerInnen unserer »eigenen« Arbeitskraft macht uns alles nochmal so viel Spass, trotz angesagtem »Ende der Spassgesellschaft« und schon seit 20 Jahren verkündetem »Ende der Arbeitsgesellschaft«. Wer sich dieses Motivationstraining allerdings aus eigener Tasche nicht mehr leisten kann, fällt raus:
»Dann ist /
für dich /
kein Platz in unserm Team.«
Arbeitslosenhilfe wird nur noch für einen eng begrenzten Zeitraum gezahlt und wird- wie zu hören ist- nach den Wahlen einfachheitshalber mit der Sozialhilfe zusammengelegt. In diesem Sozialsystem spiegelt sich die Bewertung der Arbeitskraft dann angemessener wider: als rascheres, flexibleres und offener-brutales Hinunterdrücken größerer Massen Lohnabhängiger in die unteren Lohngruppen einerseits, Hineindrängen Erwerbsloser in die untersten (»deutsche Arbeitsplätze für Deutsche!«) Drecksjobs andererseits und buntere Vielfalt der Kombination kurzbefristeter Krümelzuteilung aus unseren Lohnfonds für Erwerbslosigkeit, die nach wie vor »natürlich« in sozialstaatlicher Kapitalistenklassen-Almosenhand - »in deutscher Hand!!« - bleiben wird.
»Die große Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin, dass sie nicht nur beständig den Lohnarbeiter als Lohnarbeiter reproduziert, sondern im Verhältnis zur Akkumulation des Kapitals stets eine relative Übervölkerung von Lohnarbeitern produziert. So wird das Gesetz von Arbeitsnachfrage und Zufuhr im richtigen Gleis gehalten, die Lohnschwankung in innerhalb der kapitalistischen Exploitation ihr zusagende Schranken gebannt und endlich die so unentbehrliche soziale Abhängigkeit des Arbeiters vom Kapitalisten verbürgt, ein absolutes Abhängigkeitsverhältnis, das der politische Ökonom (...) breimäulig umlügen kann in ein freies Kontraktverhältnis von Käufer und Verkäufer, von gleich unabhängigen Warenbesitzern, Besitzern der Ware Kapital und der Ware Arbeit.« (Marx, MEW 23, 796)
Der neu eingesetzte Bundes-Agent für systematische Billigstlöhnermotivation, -animation und -stimulation bringt den neuen Stil dieser zeitlos-kapitalistischen Ästhetik auf die Formel vom »illusionären Menschenbild« (Florian Gerster): dieses soll jetzt endgültig demontiert werden, indem die Neue Sachlichkeit des offenen Zwangs zur ununterbrochenen Rotation in irgendwelchen Hungerlohnsklavenjobs und Lohndrückerteams den Freizeitpark verwandeln und beleben wird. Illusionär ist für diese Kapitalagenten also inzwischen das Bild vom »freien« Lohnarbeiter, das klassisch-bürgerliche Menschenbild? Sie lassen sie also nun selbst fallen, die Lüge vom freien Vertrag? Da können die NS-Faschisten prima ansetzen und weitermachen mit ihrer Pogromhetze gegen alle »Arbeitsunwilligen« und alle »Ausländer, die uns die Arbeitsplätze und die Früchte unserer Arbeit wegnehmen«:
»Sozialleistungen werden nur noch an Deutsche gezahlt!«
»Ausweisung von 1,5 Mio Scheinasylanten!«
»Abschaffung des Asylrechts « (NPD-Programm Neufassung).
Das heisst nichts anderes als: sie wollen eine Masse »rein« deutscher deklassierter und pauperisierter LohnarbeiterInnen »sozialrevolutionär« bearbeiten können in der nächsten Zeit - bis zur Formation für den künftigen wahrhaft deutschen Krieg. Nichtdeutsche Elemente sind ihnen bei dieser »revolutionären« Tätigkeit entschieden im Weg. Dazu werden die Nazis auch dringend - bei der Züchtung des illusionslosen bundesdeutschen Menschenbildes - gebraucht, als »antikapitalistische« informelle Security, notfalls als zusätzlich »handelnde demokratische Partei«. Um die Restlinken in Schach zu halten und immer auf Trab (dass die auf keine dummen, antikapitalistischen Gedanken kommen - Dialektik, Kritik der politischen Ökonomie oder so! Dafür sind künftig die Oberlercher & Mahler da ...)
Und um der Lust an der gegenseitigen Konkurrenz einzuheizen, am Hauen und Stechen auf dem doppelten und dreifachen Arbeitsmarkt! Fürs Design des aktivbürgerlichen Aktivlinien-Menschenbilds - auch und gerade als Kombimodell aus Pauper und Billiglöhner-Flexi-ManagerIn-der-eigenen-Arbeitskraft: Hauptsache »spricht deutsch, denkt deutsch, träumt deutsch« und konkurriert fürs »deutsche« Kapital, identifiziert sich mit der »Familie Deutschland«, bereichert diese am zugewiesenen Platz mit ihrer ins Team integrierten »sozialen Kompetenz«.
Für alle Störer dieser gemeinschaftsstiftenden Deutschen Einfalt im Container ist schon heute die antiterroristisch-kamaradschaftsterroristische Vielfalt der grünen und braunen Ordnungshüter aufmarschiert: wie schon 2001 »ganz normale deutsche Männer« in zwei Linien in Frankfurt am Main. »Gegen rechte wie linke Extremisten!« nennt sich dieses legitime Theater am 1.Mai 2002.
Schlussfolgerung für den 1. Mai, 2.Mai ... und darüber hinaus .
Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Die Nazionaldemokraten & Nationalsozialisten kann nur wirksam bekämpfen, wer den Staat, der sie braucht, nie aus den Augen verliert. Wer das Kapitalverhältnis mit der Lohnarbeit, die es bedingt, endlich wieder radikal in Frage zu stellen beginnt. Und wer den deutschen Zuständen, als besonders reaktionär verknechtenden, gefährlich-preussisch kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen im Kontext europäischer und globaler Konkurrenz, auf wirksame soziale (nicht wortradikale) Weise den Krieg erklärt!
Wenn NPD und Staat also gemeinsam darauf hinwirken, dass keine grenz- und nationalitätsübergreifenden Kämpfe mehr stattfinden, dann bestünde die aktivste Gegenwehr gegen beide darin, solche nach Kräften zu unterstützen.
Allerdings: ”Erster Mai – Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse”- wie hohl, wie leer klingt das in einem Augenblick, wo den Arbeitenden das Ideal des ”Managers der eigenen Arbeitskraft” von allen Seiten angepriesen wird. Ja wo es auf breiter Front bereits verinnerlicht ist. Solche SelbstmanagerInnen rechter, linker und mittelmäßiger »Identität« verkaufen sich auf dem Markt der meistbietenden Firma. Wozu brauchen sie da eigentlich noch andere? Braucht es denn etwa auch mehr als die passende linke Scene für die Arbeit am kulturellen Konsum, am politischen Distinktionsgewinn, am autonomen lifestyle, in der scheinbar ausserproletarischen »Freizeit«? - »Der Erste Mai als internationaler Kampftag der Arbeiterklasse« ist längst zum verwalteten Ritual aller möglichen und unmöglichen Apparate, Bürokratien, Staaten und Sekten gemacht worden: ein verkrusteter Feiertag über der glimmenden Asche der gescheiterten, steckengebliebenen, verratenen, enteigneten proletarischen Kämpfe des vergangenen Jahrhunderts. Diese Straße ist längst nicht mehr frei, sondern transportiert nur noch einen langen Gespensterzug, den »Albtraum der toten Geschlechter«(Karl Marx). Deswegen greifen nun auch die Nazis wieder ganz historisch-realistisch nach ihm und werden zu diesem Zweck mit öffentlichen Verkehrsmitteln gratis unter Polizeischutz herantransportiert. In Deutschland haben wir Proletarisierten bis heute noch nicht einmal das Bewusstsein und die Kraft gefunden, diesen »Tag der Deutschen Arbeit«, als Staatsfeiertag von Hitlers Gnaden, endlich kaputtzumachen, abzuschaffen und revolutionär aufzuheben. Sowas wie nichtrituelle Kampftage als Fete unserer wirklichen Bewegungen im Weltmaßstab einzuführen, das steht heute aus.
Die Prosa des 2.Mai und Folgenden noch prosaischer, noch trostloser zu machen, indem wir sie aussprechen - das ist alles, was wir der Lyrik vom »Kampftag« und dem Trallalla vom motivierten Aktivbürger-Lohnmanager einstweilen entgegenzusetzen haben.
Nach dem Selbstverkauf fängt das Verkauftsein an. Und da wird sich immer neu herausstellen, dass nur alle Verkauften zusammen gegen ihre Arbeitsbedingungen etwas machen können. Dass sie jedenfalls unweigerlich verlieren, wenn sie sich, wie z.B. in der BRD 1973 bei Ford in Köln, zuerst als Deutsche und Türken statt als gemeinsam Arbeitende verstehen und gegeneinander vorgehen. Es gibt immer Gelegenheiten zum Zusammenstehen, winzige Verknüpfungen von Leuten, die bei dieser Gelegenheit sich klar machen, dass nicht Nationalitäten sie zusammenhalten, sondern die gemeinsame Arbeitssituation. In solchen Augenblicken bildet sich vielleicht die festeste Abwehr gegen alle Agenturen endgültiger Atomisierung und Spaltung – ob staatlicher wie durch Schilys Gesetze oder überstaatlicher wie Mahlers National-Lager-Parolen und unterstaatlicher wie Blut-Worchs Kameradenwahn.