der folgende Aufruf ist gespiegelt von der Mobilisierungs-Site der Antifaschistischen Linken Gross-Gerau (algg) gegen die Naziaufmärsche am 1. Mai 2007

Nazi-Sau, was bildest Du Dir eigentlich ein?
Aufruf gegen die "Antikapitalismus – Kampagne" der NPD

 

Der Antikapitalismus der Nazis zeichnet sich durch eine Konstante aus: Er mündet in personalisierende, moralisierende Kritik und deutet soziales, änderbares Verhalten in  natürliche, ewige Eigenschaften um. Der Nazi verdinglicht alles und jeden, bis nur noch Natur - Volk, Rasse, Gegenrasse  - übrig bleibt. Wenn das so einfach ist, warum dann der Wirbel um den Antikapitalismus der Nazis? Auf der Linken sorgt er für Verwirrung, weil er auf die einfachste Art die Linke selbst bloßstellt: Die Nazis übernehmen Parolen, Losungen und Argumentationen zum Teil unverändert. Dies liegt nicht etwa an der "sozialen Demagogie der Nazis", denn sie meinen wirklich was sie sagen. Was daran demagogisch ist, ist die spezifische Funktion, die der Antikapitalismus für die Nazis hat.

Ich schau Dir in die Augen, Kleiner... 

Linker Antikapitalismus zeichnet sich (trotz des mangelhaften Begriffs vom Kapital) dadurch aus, dass sein letzter Zweck materielle Interessen sind, die mit humanistischen Idealen und bürgerlichen Gleichheitsvorstellungen begründet werden. Der Antikapitalismus der Nazis ist dagegen sekundär, das heißt, er dient einem anderen Ziel als bloßes Mittel. Er ist die unbewusste, aber bewusst betriebene Rationalisierung naturwüchsiger Gewalt- und Vernichtungswünsche, die aus den Demütigungen, Kränkungen und unbegriffenen Widersprüchen des Alltagslabens entspringen. Unbewusst daran ist der wirkliche Zusammenhang zwischen dem, was der Nazi will, und dem, warum er es will. Die Nazis wissen sehr genau, was sie tun, aber sie wissen nicht, warum sie es tun. Was die Nazis an Argumenten bewusst produzieren, dient nicht der Wahrheitsfindung, sondern der nachträglichen Rechtfertigung dessen, was sie auch ohne Argumente wollen. Der Nazi will kämpfen, und zwar körperlich, keinesfalls denken; je entschlossener der Nazi zum Kampf ist, desto bedrohlicher wird jeder Gedanke daran, dass es den natürlichen, ewigen, absoluten Feind möglicherweise nicht gibt, dass seine Faust, der schöne Panzer und der totale Krieg, nicht des Rätsels Lösung sind. In der Abneigung der (potentiellen) Faschisten gegen das "ewige Gelaber", lange Flugblätter und Sätze, die man nicht sofort versteht weil sie Neues enthalten und man daher selbst denken muss (eine Fähigkeit, die in der bürgerlichen Gesellschaft nicht gerade befördert wird), kommt dies zum Ausdruck. Der echte Nazi spielt immer all in. Damit ist die Grenze markiert, über die der Antikapitalismus der Nazis nicht hinaus kann. Der Kapitalismus darf nie als das, was er ist, als ein bestimmtes Verhalten der Menschen in der Produktion ihres Lebens zueinander, begriffen werden, weil damit zugleich die Möglichkeit verschwände, den Antikapitalismus als Vorwand für Vernichtungswünsche zu benutzen. Seine Kritik ist in doppelter Hinsicht nicht beliebig. Sie muss, um ihre Funktion zu erfüllen, sowohl zur Personalisierung und Naturalisierung der gesellschaftlichen Beziehungen gelangen, als auch, wie jede Ausrede, wenigstens für das Alltagsbewusstsein eine gewisse Plausibilität besitzen. Sie darf nicht als der Vorwand sichtbar sein, der sie ist, weil andernfalls der Nazi als das sichtbar wird, was er ist: Ein verrückt gewordener Mensch.

"Die Joooodn, die Joooodn!", "Is´ ja gut Adolf, reg Dich ab."

Um zu begreifen, wieso die Rationalisierungen der Nazis nicht sofort als solche durchschaut werden, wieso ihre Ideen überhaupt als Rationalisierungen taugen, muss man die Rationalität des Irrationalen aus den verkehrenden Erscheinungen des Kapitalismus selbst begreifen lernen. Womit die Linke wider Willen zu einem Teil des Problems wird, das ist für die Nazis die Lösung des Problems: Das Geheimnis der kapitalistischen Plusmacherei, der Ursprung des Mehrwerts in der Produktion, die Lohnarbeit als freie Form der Zwangsarbeit, wird bei allem Geschrei über die Spekulanten, die Börse und Banken von den "Nationalen Sozialisten" nicht nur ignoriert, sondern gefeiert. "Deutsche Arbeit! Schaffendes Kapital! Das freie deutsche Unternehmertum!", rufen sie begeistert. Auf der Oberfläche der kapitalistischen Gesellschaft, und damit auch im Alltagsbewusstsein ihrer Insassen, finden die Nazis reichlich Belastungsmaterial gegen die schon feststehenden Schuldigen, als deren absoluter Gegenpol sich die Volksgemeinschaft der Anständigen bildet. Der Antikapitalismus der Nazis ist ein Schauprozess, der, wenn der Mob erst mal in Stimmung ist, auch ganz wegfallen kann.

Die Juden sind historisch zu dem Bock geworden, dem alle Sünden der bürgerlichen Gesellschaft aufgebürdet werden. Das Ausbeutungsverhältnis erscheint nicht an der Basis des Kapitals, die zugleich die Grundlage aller Kapitalformen ist: Die Mehrwertproduktion mittels Lohnarbeit, d.h. freier Zwangsarbeit. Es erscheint dort, wo die Mehrwertproduktion ihren verkehrten Ausdruck findet, wo aus Geld scheinbar unmittelbar mehr Geld wird: Beim Geldverleiher, beim Händler, beim Spekulanten. Weil nur am zinstragenden Kapital und am Handelskapital und an ihnen nur die Ausbeutung erscheint, wird an ihnen die empfundene Ungerechtigkeit des ganzen Systems festgemacht. Da die Juden im Mittelalter dazu gezwungen wurden, diese notwendigen Teilfunktionen des Gesamtsystems zu übernehmen, zogen sie zugleich den Hass der Ausgebeuteten auf sich und die christlichen Ausbeuter beförderten dies nach Kräften. Die Juden, selbst Unterdrückte, wurden zum personifizierten Unterdrücker. Die Juden sind die Sündenböcke geblieben, lange nachdem sie aus ihren alten Zuständigkeiten verdrängt waren. Weil die Nazis die Lüge über die Juden "wahr" gemacht haben, indem sie 5 Millionen Juden "als" Ausbeuter, Parasiten und »Gegenmenschen«  vernichtet haben, ist die Verbindung von Juden und Ausbeutung in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Und so richtet sich der begriffslose Hass der Ausgebeuteten und derjenigen, die mit ihnen mitleiden, weltweit gegen die Juden. Dieser Zusammenhang ausgedrückt im Originalton eines Verrückten: "Wenn sich so viele Menschen die Juden töten wollten, dann muss doch was dran sein." Um seine Anziehungskraft zu entfalten, muss der Geheimsinn des rechten Antikapitalismus, die Vernichtung der Juden, zusammen mit der Kritik am Kapitalismus transportiert werden. Um das juristisch legal auszudrücken wurde ein Sammelsurium von Codes, Metaphern und Chiffren für angebliche Herrschaft der Juden, "USrael", "Ostküste", "Wall Street", "ZOG", "raffendes Kapital" etc. entwickelt, die von fast allen verstanden werden und früher oder später, an exponierter oder versteckter Stelle, auftauchen.

Der nützliche Antikapitalismus - Vorsicht: Der Arsch vom Dienst schießt!

Ohne die Verdinglichung des Kapitalismus zu einer Personengruppe, kann die als Raubmord beginnende Vernichtung nicht als Notwehr gerechtfertigt, ihr Sinn nicht durch diese Lüge erkauft werden. Das macht die Nazis mit dem Kapitalismus und damit auch mit den politischen Klasseninteressen der Bourgeoisie prinzipiell kompatibel, so sehr ihr rassisch-völkisches Spießertum mit bürgerlichen Idealen und unter Umständen auch ökonomischen Erfordernissen der Kapitalverwertung kollidieren mag. Die Nazis können den Kapitalismus als das, was er wirklich ist, gar nicht in Frage stellen, weil sie dann nicht länger Nazis sein könnten. Ihre Rationalisierung des Antisemitismus verläuft als Einbahnstraße, eben weil sie nur Rationalisierung eines gewussten anderen (prinzipiell erklärbaren aber in sich irrationalen) Zwecks ist. So widersinnig es scheint, dass die nach Frieden, Arbeit und Brot verlangenden Nazis mit Vorliebe auf sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter losgingen (und -gehen), so folgerichtig ist es. Die ökonomische, moralische und politische Misere dient vor allem der Rechtfertigung des Einschlagens auf diejenigen, die die bürgerliche Gesellschaft, ihr Staat und ihre herrschende Klasse als minderwertig schon markiert haben. Je mehr die bürgerliche Gesellschaft in der Krise sich barbarisiert, je ungehemmter die von Regierung und Öffentlichkeit ideologisch legitimierte und der Staatsgewalt praktisch abgesicherte Selektion nach Nationalität und Verwertbarkeit ausfällt, desto leichter der Schritt zu direkter Gewalt, desto lauter der Ruf nach Ausrottung, Hungertod und Zwangsarbeit. Vom Obdach – oder Arbeitslosen bis zum Flüchtling, vom Intellektuellen bis zur RAF. Der deutsche Prolet-Arier darf dann auch mal – sozial erwünscht – zulangen, jagen, sich als kleiner König fühlen. Wer nichts ist, bzw. Arsch vom Dienst, wird als Dorfnazi wenigstens auf der Kirmes gefürchtet, und der Weg zum Aldi ein fulminanter und historisch bedeutsamer Einmarsch eines nationalen Aktivisten in einen Lebensmitteldiscounter, "von dem man noch in Jahrzehnten sprechen wird". Die reale Degradation der Lohnabhängigen zu prinzipiell austauschbaren Funktionsträgern im kapitalistischen Verwertungsprozess, der Raub ihrer Fähigkeit Geschichte mit Bewusstsein zu machen, wird vom Antikapitalismus der Nazis nicht angetastet. Die Ohmacht in der Produktion wird von ihm konserviert, indem er sich an der Macht über zu Objekten degradierten Menschen berauscht. Der Faschismus ist keine politische Strategie zum Erreichen eines besseren Lebens, er ist die Ideologie massenhaft verrückter Menschen. Deren Nützlichkeit für die Herrschenden besteht darin, dass sie aus eigenem Antrieb der herrschenden Bourgeoisie die wirklich revolutionären Teile des Proletariats vom Halse schafft. So kommen Faschisten, Staatapparat und Bourgeoisie zusammen.

Einige Instruktionen für Antifaschisten

Wer sich einmal die Mühe machte, mit emotional gefestigten Nazis zu diskutieren, der weiß: Nazis sind gegen die Widerlegung ihrer politisch-ökonomischen Argumente relativ immun. Es geht nämlich gar nicht so sehr um diese Argumente selbst. Die Nazis klinken sich mit bestimmten Positionen in gesellschaftliche Auseinandersetzung ein, um einen weiteren, unausgesprochenen Inhalt zu transportieren. Sie sind nicht primär auf die Überzeugungskraft ihrer Argumente angewiesen, um Erfolg zu haben. Ihre Programme sind daher von größter Allgemeinheit, Schlampigkeit und ans Lächerliche grenzender Naivität. Inhaltlich bewegen sie sich zwischen den Forderungen des »Bundes deutscher Steuerzahler«, und den ewigen Weisheiten der deutschen Volkswirte. Sie sind die wandelbare Verpackung des eigentlichen Angebots: Beim sanktionierten Töten, Rauben und Foltern mitzumachen - wenigstens als Sympathisant oder Mitwisser.

Mit überzeugten Nazis diskutiert man darum nicht öffentlich. Wer nicht fähig ist, zwischen Wirklichkeit und eigener Projektion zu unterscheiden, der glaubt seine Lügen. Der Antisemitismus ist (wie jede Religion) eine Glaubensfrage. Und am Gläubigen, der ja glaubt, weil er nicht - oder trotzdem er –  weiß, prallt jedes Argument ab. Die Diskussion verwandelt sich in einer Werbeshow, in der auf Gefühle, Unbewusstes, Emotionen spekuliert wird. Als "Schutzimpfung" gegen den Antikapitalismus der Nazis empfiehlt sich die nüchterne Darstellung ihrer Methoden und Tricks. Das Erkennen der Werbemethoden stört die Wirkung der Werbung, weil diese auf Affekt, Reflex, Impuls und Unmittelbarkeit zielt, und bringt den Alternativcharakter der Praxis ins Bewusstsein.

Es ist nicht sinnlos, die Argumente der Nazis inhaltlich zu widerlegen, es kommt aber darauf an, mit wem man es zu tun hat. Um sich und andere gegen den Revolutions-Touch der Nazis intellektuell zu schützen, Schwankende auf die eigene Seite zu ziehen, muss man sich mit den Argumenten der Nazis auseinandersetzen, die eigene Waffe der Kritik schärfen und zum Wesen der kapitalistischen Produktionsweise vorstoßen. Nur wenn sich der eigene Begriff vom Kapital klar von den Wahnvorstellungen der Nazis unterscheidet, können auch klare Siege errungen werden.

In der direkten Konfrontation mit Nazis (oder Nazi-Argumenten) muss es vor allem darum gehen, sie bei ihrem Geheimsinn zu packen. Ihn herauszuarbeiten und kenntlich zu machen, ihre barbarisch-wahnsinnigen Wünsche, ihre Lust an Gewalt, ihren politisch aufgeladenen Sadismus als ihren eigentlichen Zweck und Antrieb auszusprechen oder sie selbst aussprechen zu lassen. Man muss ihren Wunsch sich zu bekennen, ihr Innerstes nach außen zu kehren, ausnutzen. Und schließlich muss ihnen in den Kategorien geantwortet werden, in denen sie selbst denken: Ihr auf Stärke sich berufendes Herrenmenschentum muss praktisch in Frage gestellt, ihre Inszenierung als unbesiegbare Krieger durch Gegengewalt gebrochen werden.

Dass die Linke in theoretischer Hinsicht in beklagenswertem Zustand ist, zeigt die große Verunsicherung durch die neue (und doch so alte) antikapitalistische Ausrichtung der Nazis. Die Folgen sind katastrophal: Einige wollen, um Verwechslungen auszuschließen, die Faschisten nur noch dadurch bekämpfen, dass sie die bürgerlich-demokratische Gesellschaft verteidigen. Sie vergessen, dass der Faschismus seine Basis in der bürgerlichen Gesellschaft hat, verharmlosen schließlich den Kapitalismus und überlassen die Denunziation des Unrechts dem Teufel. Genauso schädlich ist der Versuch, personalisierende und moralisierende Kritik für die eigene Sache zu nutzen. Die "Heuschrecken-Kritik", die Appelle zur "Selbstverpflichtung" und an den "Patriotismus" der Unternehmer üben genau die Denk- und Erklärungsmuster ein, derer sich die Nazis bedienen. Mit anderen Absichten und zum Teil undurchschauten Folgen wird hier die gleiche gefährliche Scheiße verbreitet. Wer sich nicht mit Dummheiten begnügen oder immer neuen Phrasen und Beteuerungen über die Zeit retten will, muss ernst machen mit der marxschen »Kritik der politischen Ökonomie«, der muss sich Antworten auf die grundlegendsten Fragen holen: Was ist Ware, was ist Geld, was ist Kapital? Den Kapitalismus zu begreifen ist aber nicht Selbstzweck, sondern die Voraussetzung seiner Abschaffung. Jeder Zuwachs im Verständnis davon, was Kapitalismus seinem Wesen nach wirklich ist, macht die Revolution wirklicher als hundert Halbwahrheiten, Bewegungsremmidemmi und flotte Sprüche. Damit der verbreitete Ruf nach Revolution nicht der Ruf nach einem Phantom bleibt, bedarf es der genaueren Bestimmung dessen, was Communismus ist. Denn Communismus ist die einzig mögliche Revolution unserer Zeit.

Step 2: There´s so much we can do...  

»Wenn es etwas Lächerliches daran gibt, von der Revolution zu sprechen, dann natürlich deshalb, weil die organisierte revolutionäre Bewegung aus den modernen Ländern, in denen die Möglichkeiten zu einer entscheidenden Gesellschaftsveränderung konzentriert sind, seit langem verschwunden ist. Noch viel lächerlicher aber ist alles andere, denn es handelt sich um das Bestehende und die verschiedenen Formen seiner Duldung. [...] In unseren Tagen erscheint das revolutionäre Projekt als Angeklagter der Geschichte: Ihm wird vorgeworfen, dass es schlechten Erfolg gehabt und eine neue Entfremdung mit sich gebracht habe. Das heißt nichts anderes, als dass die herrschende Gesellschaft sich auf allen Gebieten der Wirklichkeit viel besser wehren konnte, als die Revolutionäre es vorausgesehen hatten; und nicht, dass sie annehmbarer geworden ist. Die Revolution ist aufs Neue zu erfinden - das ist alles.« (S.I.)

Lohnarbeit und Kapital sind keine natürlichen Formen der Organisation der gesellschaftlichen Arbeit. Arbeiten, d.h. Naturstoffe in die den jeweiligen menschlichen Bedürfnissen entsprechenden Gestalten umwandeln, müssen die Menschen immer. Arbeit kann also nicht abgeschafft werden, wohl aber ihre Form als Lohnarbeit. Dass die Arbeitenden sich als Arbeitskräfte für Lohn verkaufen müssen kommt nur dadurch, dass ihnen die Mittel zur Arbeit (Lebens- und Produktionsmittel) als fremdes Eigentum gegenüberstehen. Wären die unmittelbaren Produzenten im Besitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel, dann wäre die Arbeitskraft keine Ware mehr, würden die Produzenten nicht mehr nur vermittelt über den Austausch der Arbeitsprodukte in Kontakt treten, gäbe es überhaupt keine Waren, kein Geld und auch keine Klassen mehr. Damit verschwindet die Herrschaft der Sachen über die Menschen, die zugleich Herrschaft der Menschen über andere Menschen mittels der Sachen war. 

Wenn die gesellschaftlichen Produktionsmittel, die schon jetzt in einem weltweiten, arbeitsteiligen verwendet werden, endlich aus ihrer bornierten, privaten Form befreit und in gesellschaftliches Eigentum der gesellschaftlichen Produzenten überführt werden, wird eine bewusste, gesamtgesellschaftliche und demokratische Planung der Produktion durch die assoziierten Individuen erst möglich und der Zwangscharakter der kapitalistischen Form der Produktion gesprengt. Statt der Produktion von Mehrwert wird von da an der erste und letzte Zweck der Produktion die Befriedigung der Bedürfnisse der gesellschaftlich gewordenen Individuen, ihr Genuss und Selbstgenuss sein. Was den Stoffwechselprozess (Arbeit) mit der Natur betrifft, kann Freiheit in diesem Bereich nur darin bestehen, dass die assoziierten ProduzentInnen diesen rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten Bedingungen vollziehen: Travail attractif auf high-tech Niveau! Erst unter dieser Bedingung wird die Rede von der Arbeit als Selbstverwirklichung, die nicht zugleich Selbstentfremdung ist, wahr. Der Mensch schaut sich dann in einer von ihm selbst geschaffenen Welt an, die ihm nicht mehr feindlich und fremd gegenübersteht.

Der Communismus kann nicht die Verwirklichung eines vorab in allen Details feststehenden Planes sein. Jedes Dogma wird gegenüber den sich wandelnden konkreten Bedingungen der Revolution zur Fessel revolutionärer Tätigkeit. Was vorher feststehen kann und muss, das sind diese Grundzüge einer anderen Produktionsweise, um zu verhindern, dass sich gegen den Willen der Revolutionäre die ganze alte Scheiße wieder herstellt.

Tanzt auf den Barrikaden, nicht in der braunen Scheiße!

Wir haben gesehen, dass die Nazis den Kapitalismus nicht aufheben können, ohne aufzuhören Nazis zu sein. So kommt es, dass sie und ihr Antikapitalismus die letzte Verteidigungslinie der Gesellschaft des Kapitals bilden. Ihr Hass auf Fremdes, auf Mobilität, Veränderung, das revolutionäre Proletariat und die kosmopolitische Gesellschaft fällt vor allem deswegen auf fruchtbaren Boden, weil sie vom Kapital mit Gewalt erzwungen wird, die Veränderung gegen den Willen und auf Kosten der Mehrheit der Proletarisierten erfolgt. Mobilität steht als Anforderung an die Arbeitskräfte nicht zur Debatte, sondern wird vom stummen Zwang der Verhältnisse diktiert: »Friss oder stirb«. Der Segen der Schaffung freier Zeit durch die vom Kapital erzwungene Entwicklung der Produktivkräfte wird zur Katastrophe Arbeitslosigkeit, weil die Arbeit in die bornierte Form der Lohnarbeit eingesperrt ist. Hierin erscheint die historische Schranke des Kapitals als privater Form gesellschaftlicher Produktion.

Die Entwicklung der Informations-, Kommunikations- und Transporttechnologie hat ein nahezu lückenloses Netz der Verbindungen zwischen den weltweiten Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums gespannt. Nicht nur die Produktion, auch der Konsum und die privaten Beziehungen sind kosmopolitisch gestaltet: Freunde, Bekannte, Verwandte aus der ganzen Welt, verbunden in "Echtzeit" durch Handys und Internet; Urlaub auf allen Kontinenten, Klamotten, Musik und Essen aus hundert Ländern. Das Proletariat ist sich gefährlich nahe gekommen. In der Gesellschaft, wie sie ist, finden wir die materiellen Produktionsbedingungen und die ihnen entsprechenden Verkehrsverhältnisse für eine klassenlose Gesellschaft verhüllt vor, und das Bewusstsein über den universellen Zusammenhang der Gattung Mensch wird durch das Kapital trotz seiner Profit-Bornierung, trotz des rein instrumentellen Charakters der von ihm geschaffenen Verbindungen, in die Köpfe der Menschen gehämmert. Davor, was hundert Waffen des Kapitals gegen das Proletariat sind, aber tausend Waffen des Proletariats gegen das sein können, macht sich der Nazi in die Hose. Beschwörend babbelt er auf die Proleten ein: "Niemand wird den internationalen Bank- und Börsenmoloch auf seiner ureigensten Weltebene zähmen und bändigen können. Wie hat sich die Linke lustig gemacht über die vom Volkssozialismus angestrebte Integration des schaffenden Kapitals bei schärfster Bekämpfung des internationalen Finanzkapitals in die Volkswirtschaft. Sie selbst aber glaubt allen Ernstes, sich mit dem Bank- und Börsenmoloch auf der internationalen Ebene messen zu können, einer Ebene, auf der die Macht des Geldes die Regeln des Kampfes bestimmt.« (Aufruf der NPD zur »Antikap-Kampagne«).Was als Kraft des internationalen Kapitals erscheint (verdinglicht in der Macht des Geldes), das ist die Kraft der internationalen Arbeiterklasse, die noch unter dem Kommando des Kapitals, eingespannt in den Konkurrenzkampf ihrer jeweiligen Herren (und darum selbst konkurrierend), ihr eigenes Produkt als Kapital produziert. Gerade jetzt, wo für das Weltproletariat so viel mehr drin ist, wenn es sich nur als solches begreifen und handeln würde, rät ihm der Nazi in seinen vollgekackten Hosen, der nichts kapiert was jenseits seines Schrebergartens stattfindet, dorthin zu trotten, wo es die totale Niederlage erwartet: In die barbarische Volksmusikversion des Kapitalismus, in Führerstaat und Volksgemeinschaft. Der Nazi ist nicht von gestern, sondern von vorgestern. Und er stinkt.

»Die kommenden Revolutionen finden nur dann in der Welt Hilfe, wenn sie die Welt in ihrer Totalität angreifen« (S.I.)

Alle die Menschen trennenden Momente, Privateigentum an den Produktionsmitteln, Staat, Religion, Nationalität, Geschlecht und Rasse, sind Stützen der bestehenden Herrschaft. Jeder Angriff, der sich nur gegen eine dieser Stützen richtet, wird erfolglos bleiben. Die Nazis wollen alle diese Trennungen verewigen, indem sie die Menschheit als Tierpark interpretieren; das Programm der Revolution lautet dagegen Wiederaneignung ALLER Kräfte und Fähigkeiten des gesellschaftlichen Menschen, Zurückholen aus ihren getrennten, entfremdeten, den Menschen gegenüber verselbständigten Formen.Die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft stellt die Menschen so von Zeit zu Zeit vor die Alternative: Neue Barbarei oder Tigersprung ins Reich der Freiheit.

Nazis bekämpfen – Communismus für alle!

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