aus dem Zirkularbrief Nr. 7, Juni 2002 {zum Ankündigungs-Text →}
Klassentheorie und Einkommensverteilung in Deutschland
Bericht von der Veranstaltung am 16.2. mit Christian Hartz (übergänge Hamburg)
Der Referent stellte anhand seiner im akademischen setting erstellten statistischen Untersuchung die vorläufigen Resultate, Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer aktuellen Aufdeckung der Gesellschaftsklassenlage der BRD vor Augen. Er machte dabei auch keinen Hehl aus den Widerständen, auf die eine kollektive, ja überhaupt mit klassenanalytischem Erkenntnisinteresse motivierte Forschung im akademischen bzw. fachhochschulischen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Gehege stößt, nämlich in ganz besonderer Weise auf die Abwehr dort bestallter, in den 1990ern gewendeter ehemaliger Sozialisten der 1970er-80er Jahre Provenienz.
Er forderte die Anwesenden auf, sich selbsttätig zu der überfälligen neuen gesellschaftsklassentheoretischen Arbeit zu assoziieren, wobei er gerade das Gefühl der Überforderung und Entmutigung betonte, die einer individualistisch unternommenen bzw. in den akademischen Betrieb eingebetteten und eingespannten Forschungsanstrengung droht. Er wies auf stattfindende kommunistische Zirkelarbeit hin, die wenn auch mit spärlichen Kräften doch immerhin einen Neubeginn in Richtung empirischer wie kategorialer Klassenuntersuchung derzeit in Angriff nimmt.
Die vorsichtige Herleitung und Rückführung der von ihm selbst einstweilen erschlossenen aktuellen Einkommens- und Vermögens-Verhältnisse auf die real zugrundeliegenden Klassen-, d.h. Produktionsverhältnisse, zeigte allerdings bereits - durch komplizierte Brechungen und Vermittlungen hindurch - die vielversprechende Möglichkeit einer Bloßlegung und Klärung der Revenuen und ihrer Quellen anhand des erschliessbaren Datenmaterials, anstatt wie die Soziologen bloß »den Wald durch Bäume zu verdecken«. Der Referent stellt das vorläufige Resultat seiner Arbeit auch weiterhin gerne zur kollektiven kritischen Aneignung und Weiternutzung zur Verfügung.
