Stellensammlung zur Konkurrenz aus:

Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie

Konkurrenz als innere Natur des Kapitals, erscheinend und realisiert als Wechselwirkung der vielen Kapitalien aufeinander:

»(In der Konkurrenz erscheint diese innre Tendenz des Kapitals als ein Zwang, der ihm von fremdem Kapital angetan wird und der es vorantreibt über die richtige Proportion mit beständigem Marche, marche! Die freie Konkurrenz, wie Herr Wakefieldin seinem Kommentat zu Smith richtig herauswittert, ist noch nie entwickelt worden von den Ökonomen, soviel von ihr geschwatzt wird und sosehr sie die Grundlage der ganzen bürgerlichen, auf dem Kapital beruhenden Produktion. Sie ist nur negativ verstanden worden: d.h. als Negation von Monopolen, Korporation, gesetzlichen Regulationen etc. Als Negation der feudalen Produktion. Sie muß aber doch auch etwas für sich sein, da bloß 0 leere Negation ist. Abstrahieren von einer Schranke, die z.B. in der Form von Monopol, natürlichen Monopolen etc. sofort wieder aufersteht. Begrifflich ist die Konkurrenz nichts als die innre Natur des Kapitals, seine wesentliche Bestimmung, erscheinend und realisiert als Wechselwirkung der vielen Kapitalien aufeinander, die innre Tendenz als äußerliche Notwendigkeit.) (Kapital existiert nur und kann nur existieren als viele Kapitalien, und seine Selbstbestimmung erscheint daher als Wechselwirkung derselben aufeinander.)« Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 327

 

Freie Konkurrenz: Verwirklichungsbedingungen des Kapitals, die es selbst mehr und mehr produzieren muß. (s. MEW 42, S.462)

Konkurrenz negativ betrachtet als historische Auflösung der das Kapital beschränkenden Grenzen - positiv betrachtet als die Beziehung des Kapitals auf sich selbst als ein andres Kapital, als das reelle Verhalten des Kapitals als Kapital; In der freien Konkurrenz sind nicht die Individuen frei gesetzt, sondern das Kapital:

»Die Konkurrenz, weil sie historisch als Auflösung von Zunftzwang, Regierungsmaßregelung, innren Zöllen und dergleichen innerhalb eines Landes erscheint, auf dem Weltmarkt als Aufhebung von Absperrung, Prohibition, oder Protektion - kurz historisch erscheint als Negation der dem Kapital vorhergehnden Produktionsstufen eigentümlichen Grenzen und Schranken; weil sie historisch ganz richtig von den Physiokraten als laissez faire, laisses passer bezeichnet und befürwortet wurde; ist nun auch nach dieser bloß negativen Seite, nach dieser ihrer bloß historischen Seite betrachtet worden, und hat andrerseits zu der noch größren Albernheit geführt, sie als den Zusammenstoß der entfesselten, nur durch ihre eignen Interessen bestimmten Individuen - als Repulsion und Attraktion der freien Individuen in Beziehung aufeinander zu betrachten und so als die absolute Daseinsform der freien Individualität in der Sphäre der Produktion und des Austauschs. Nichts kann falscher sein. 1) Wenn die freie Konkurrenz aufgelöst hat die Schranken früherer Produktionsverhältnisse und -weisen, so muß d'abord betrachtet werden, daß was für sie Schranke, für frühere Produktionsweisen immanente Grenze war, worin sie sich naturgemäß entwickelten und bewegten. Schranken werden diese Grenzen erst nachdem die Produktivkräfte und Verkehrsverhältnisse sich hinreichend entwickelt, damit das Kapital als solches beginnen konnte als das regelnde Prinzip der Produktion aufzutreten. Die Grenzen, die es niederriß, waren Schranken für seine Bewegung, Entwicklung, Verwirklichung. Es hob damit keineswegs alle Grenzen auf, noch alle Schranken; sondern nur die ihm nicht entsprechenden Grenzen, die für es Schranken waren. Innerhalb seiner eignen Grenzen -sosehr sie von einem höhern Gesichtspunkt aus als Schranken der Produktion erscheinen und als solche durch seine eigne historische Entwicklung gesetzt werden - fühlt es sich frei, schrankenlos, d.h. nur durch sich selbst, nur durch seine eignen Lebensbedingungen begrenzt. Ganz wie die zünftige Industrie zu ihrer Blütezeit in der zünftigen Organisation vollständig die Freiheit fand, deren sie bedurfte, d.h. die ihr entsprechenden Produktionsverhältnisse. Sie selbst setzte sie ja aus sich heraus und entwickelte sie als ihre immanenten Bedingungen, und daher keineswegs als äußerliche und beengende Schranken. Die historische Seite der Negation des Zunft- etc. -wesens von Seite des Kapitals durch die freie Konkurrenz, heißt weiter nichts, als daß das hinreichend erstarkte Kapital durch die ihm adäquate Verkehrsweise die historischen Schranken niederriß, die die ihm adäquate Bewegung genierten und hemmten.

Aber die Konkurrenz ist weit entfernt bloß diese historische Bedeutung zu haben oder bloß dies Negative zu sein. Die f r e i e Konkurrenz ist die Beziehung des Kapitals auf sich selbst als ein andres Kapital, d.h. das reelle Verhalten des Kapitals als Kapital. Die innern Gesetze des Kapitals - die nur als Tendenzen in den historischen Vorstufen seiner Entwicklung erscheinen - werden erst als Gesetze gesetzt; die auf das Kapital gegründete Produktion setzt sich nur in ihren adäquaten Formen, sofern und soweit sich die freie Konkurrenz entwickelt, denn sie ist die freie Entwicklung der auf das Kapital gegründeten Produktionsweise; die freie Entwicklung seiner Bedingungen und seiner als diese Bedingungen beständig reproduzierenden Prozesses. Nicht die Individuen sind frei gesetzt in der freien Konkurrenz; sondern das Kapital ist frei gesetzt. Solange die auf dem Kapital ruhnde Produktion die notwendige, daher die angemessenste Form für die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft, erscheint das Bewegen der Individuen innerhalb der reinen Bedingungen des Kapitals als ihre Freiheit; die aber dann auch dogmatisch als solche versichert wird durch beständige Reflexion auf die von der freien Konkurrenz niedergerißnen Schranken. Die freie Konkurrenz ist die reelle Entwicklung des Kapitals. Durch sie wird als äußerliche Notwendigkeit für das einzelne Kapital gesetzt, was der Natur des Kapitals entspricht, [der] auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, was dem Begriff des Kapitals entspricht. Der wechselseitige Zwang, den in ihr die Kapitalien aufeinander, auf die Arbeit etc. ausüben (die Konkurrenz der Arbeiter unter sich ist nur eine andre Form der Konkurrenz der Kapitalien), ist die f r e i e, zugleich reale Entwicklung des Reichtums als Kapital. So sehr ist dies der Fall, daß die tiefsten ökonomischen Denker, wie Ricardo z.B., die absolute Herrschaft der freien Konkurrenz voraussetzen, um die adäquaten Gesetze des Kapitals - die zugleich als die beherrschenden vitalen Tendenzen erscheinen -studieren und formulieren zu können.

Die freie Konkurrenz ist aber die adäquate Form des produktiven Prozesses des Kapitals. Je weiter sie entwickelt ist, um so reiner treten die Formen seiner Bewegung hervor. Was Ricardo z.B. damit, malgré lui, gestanden hat, ist die historische Natur des Kapitals und der bornierte Charakter der freien Konkurrenz, die eben nur die freie Bewegung der Kapitalien, d.h. ihre Bewegung innerhalb Bedingungen, die keinen aufgelösten Vorstufen angehören, sondern seine eignen Bedingungen sind. Die Herrschaft des Kapitals ist die Voraussetzung der freien Konkurrenz, ganz wie die römische Kaiserdespotie die Voraussetzung des freien römischen »Privatrechts« war. Solange das Kapital schwach ist, sucht es selbst noch nach den Krücken vergangner oder mit seinem Erscheinen vergehnder Produktionsweisen. Sobald es sich stark fühlt, wirft es die Krücken weg, und bewegt sich seinen eignen Gesetzen gemäß. Sobald es anfängt sich selbst als Schranke der Entwicklung zu fühlen und gewußt zu werden, nimmt es zu Formen Zuflucht, die, indem sie die Herrschaft des Kapitals zu vollenden scheinen, durch Züglung der freien Konkurrenz, zugleich die Ankündiger seiner Auflösung und der Auflösung der auf ihm beruhenden Produktionsweise sind. Was in der Natur des Kapitals liegt, wird nur r e e l herausgesetzt, als äußre Notwendigkeit; durch die Konkurrenz, die nichts weiter ist, als daß die vielen Kapitalien die immanenten Bestimmungen des Kapitals einander aufzwingen und sich selbst aufzwingen. Keine Kategorie der bürgerlichen Ökonomie, nicht die erste, z.B. die Bestimmung des Werts, wird daher erst wirklich durch die freie Konkurrenz; d.h. durch den wirklichen Prozeß des Kapitals, der als Wechselwirkung der Kapitalien aufeinander erscheint und aller andren vom Kapital bestimmten Produktions- und Verkehrsverhältnisse. Daher andrerseits die Abgeschmacktheit, die freie Konkurrenz als die letzte Entwicklung der menschlichen Freiheit zu betrachten; und Negation der freien Konkurrenz = Negation individueller Freiheit und auf individuelle Freiheit gegründeter gesellschaftlicher Produktion. Es ist eben nur die freie Entwicklung auf einer bornierten Grundlage - der Grundlage der Herrschaft des Kapitals. Diese Art individueller Freiheit ist daher zugleich die völligste Aufhebung aller individuellen Freiheit und die völlige

Unterjochung der Individualität unter gesellschaftliche Bedingungen, die die Form von sachlichen Mächten, ja von übermächtigen Sachen - von den sich beziehenden Individuen selbst unabhängigen Sachen - annehmen.

Die Entwicklung dessen, was die freie Konkurrenz ist, ist die einzig rationelle Antwort auf die Verhimmlung derselben durch die Middle-class-Propheten oder ihre Verteufelung durch die Sozialisten. Wenn es heißt, daß innerhalb der freien Konkurrenz die Individuen rein ihrem Privatinteresse folgend das gemeinschaftliche oder rather allgemeine Interesse verwirklichen, so heißt das nichts, als daß sie unter den Bedingungen der kapitalistischen Produktion aufeinander pressen und daher ihr Gegenstoß selbst nur die Wiedererzeugung der Bedingungen ist, unter denen diese Wechselwirkung stattfindet. Sobald übrigens die Illusion über die Konkurrenz als die angebliche absolute Form der freien Individualität verschwindet, ist dies ein Beweis, daß die Bedingungen der Konkurrenz, d.h. der auf das Kapital gegründeten Produktion, schon als Schranken gefühlt und gedacht werden, und es daher schon sind und mehr und mehr werden. Die Behauptung, daß die freie Konkurrenz = letzte Form der Entwicklung der Produktivkräfte und daher der menschlichen Freiheit, heißt nichts, als daß die Middle-class-Herrschaft das Ende der Weltgeschichte ist - allerdings ein angenehmer Gedanke für die Parvenus von vorgestern.]]« Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953,S.542ff/MEW 42 S.549ff

Das Grundgesetz der Konkurrenz:

(In der Konkurrenz ist das Grundgesetz, das entwickelt wird im Unterschied zu dem über den Wert und Surpluswert aufgestellten, daß er bestimmt ist nicht durch die in ihm enthaltne Arbeit, oder die Arbeitszeit, worin er produziert ist, sondern die Arbeitszeit, worin er produziert werden kann, oder die zur Reproduktion notwendige Arbeitszeit. Dadurch wird das einzelne Kapital realiter erst in die Bedingungen des Kapitals überhaupt gestellt, obgleich es den Schein hat, als ob das ursprüngliche Gesetz umgeworfen. Die notwendige Arbeitszeit als durch die Bewegung des Kapitals selbst bestimmt, ist aber so erst gesetzt. Dies ist das Grundgesetz der Konkurrenz. Nachfrage, Zufuhr, Preis (Produktionskosten) sind weitre Formbestimmungen; der Preis als Marktpreis; oder der allgemeine Preis. Dann das Setzen einer allgemeinen Profitrate. Infolge des Marktpreises verteilen sich dann die Kapitalien an verschiedne Zweige. Herabsetzen der Produktionskosten etc. Kurz hier erscheinen alle Bestimmungen umgekehrt wie in dem Kapital im Allgemeinen. Dort Preis bestimmt durch die Arbeit, hier Arbeit bestimmt durch den Preis etc.etc. Wirkung der einzelnen Kapitalien aufeinander bewirkt eben, daß sie als K a p i t a l sich verhalten müssen; das scheinbar unabhängige Wirken der Einzelnen und ihr regelloses Zusammenstoßen ist grade das Setzen ihres allgemeinen Gesetzes. Markt erhält hier noch andre Bedeutung. Das Wirken der Kapitalien als einzelner aufeinander wird so grade ihr Setzen als allgemeiner und Aufheben der scheinbaren Unabhängigkeit und selbständigen Bestehns der Einzelnen. Noch mehr findet diese Aufhebung statt im Kredit. Und die äußerste Form, wozu die Aufhebung geht, die aber zugleich das u l t i m a t e Setzen des Kapitals in seiner ihm adäquaten Form - das Aktienkapital.)« Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 549f/MEW42 S.558f

Konkurrenz realisiert die inneren Gesetze des Kapitals, aber erfindet sie nicht:

»A.Smith erklärte das Fallen der Profitrate mit dem Wachsen des Kapitals aus der Konkurrenz der Kapitalien unter sich. Darauf wurde ihm von Ricardo entgegnet, daß die Konkurrenz zwar die Profite in den verschiednen Geschäftszweigen auf ein Durchschnittsniveau reduzieren kann, die Rate ausgleichen kann, aber diese Durchschnittsrate selbst nicht herabdrücken kann. Der A.Smithsche Satz ist insofern richtig, als in der Konkurrenz - der Aktion von Kapital auf Kapital - die dem Kapital immanenten Gesetze, seine tendencies, erst realisiert werden. Er ist aber falsch in dem Sinn, worin er ihn versteht, als ob die Konkurrenz dem Kapital äußre, von außen hereingebrachte Gesetze auferlege, die nicht seine eignen Gesetze sind. Die Konkurrenz kann die Profitrate in allen Zweigen der Industrie, d.h. die Durchschnittsprofitrate nur permanent herabdrücken, wenn ein allgemeiner                                                                     
Fall und nur insofern ein allgemeiner und permanenter, als Gesetz wirkender Fall der Profitrate auch vor der Konkurrenz und ohne Rücksicht auf die Konkurrenz begreiflich ist. Die Konkurrenz exequiert die innren Gesetze des Kapitals; macht sie zu Zwangsgesetzen dem einzelnen Kapital gegenüber, aber sie erfindet sie nicht. Sie realisiert sie. Sie daher einfach aus der Konkurrenz erklären zu wollen, heißt zugeben, daß man sie nicht versteht.« (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 644; Genauso bezüglich der Konkurrenz der Arbeiter untereinander, s. MEW 42, S.456f)

»2. in Bezug auf auswärtige Märkte erzwingt das Kapital diese Propaganda seiner Produktionsweise durch die internationale Konkurrenz. Die Konkurrenz ist überhaupt die Weise, worin das Kapital seine Produktionsweise durchsetzt.« MEW 42, S. 625

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