6 Thesen zur krisenhaften Entwicklung der kapitalistischen Agrikultur und zu einigen Problemstellungen ihrer kommunistischen Aufhebung (Fortsetzung)
2. Bürgerliche Gesundheitskontrolle oder vergesellschaftetes Gesundheitssystem ?
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BSE schockt nur diejenigen Verbraucher, für die der Rindfleischverzehr einen hohen Stellenwert hat. Dies ist so bei der breiten Masse der Bevölkerung (nicht nur) Europas, weil Fleischverzehr für sie die Ausnahme war nicht nur in feudalen Zeiten, sondern bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die feudalen Klassen hatten das Jagdverbot für die Bauernmassen nach und nach durchgesetzt und der niedrige Stand der Produktivkraftentwicklung der Agrikultur beschert(e) bis in die Gegenwart 2 x täglich Hirse- & Haferbrei für an regelmäßige Missernten gewöhnte, knurrende Mägen. Und für jede Kriegsgeneration ist der Sonntagsbraten bis heute der Inbegriff eines Festschmauses – deutsche Omas drängten ihren Kindern und Enkeln die Fleischstücke regelrecht auf. Diese mental eingravierte Sicht aus den Hütten ist der Reflex auf die Gewohnheiten in den Palästen: Fleisch satt und die Jagd als Vergnügen. Die Aristokratie und Bourgeoisie als Gourmets halten sich bis auf den heutigen Tag als Luxus ihre "ökologisch" geführten Gutshöfe mit "naturnah" bewirtschafteten Wäldern, deren Wildbestand durch Zufütterung reichliche Jagdbeute abwirft und somit gesellschaftliche Reputation.
Nun wälzt das Kapital mit seiner inzwischen erreichten absoluten Akkumulationshöhe (von 30 Billionen $ Bruttoinlandprodukt der 30 Staaten der OECD in 2001) durch die hiermit verbundene gewaltige Entfaltung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit die Arbeitsbedingungen in ungeahnter Wucht und Schnelligkeit um. Schwere körperliche Arbeit wird in den Metropolen auf höchst entwickelter Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit zusehends abgelöst durch kommunikative Tätigkeiten, in sitzender Haltung zwecks Regelung und Steuerung einer riesenhaften Maschinerie, welche das Kapital in seinem Selbstverwertungszwang zwischen sich und die Natur geschoben hat. Jene körperliche Knochenmühle massenhafter, stupider, einseitiger und einfacher Handarbeit der Montage und Fügetechnik, vor allem der Abteilung II (der Konsumtionsmittel) der gesellschaftlichen Gesamtproduktion, wird möglichst in Länder geringerer Produktivität verlagert (das Ende der Fahnenstange: Volksrepublik China), in denen der Wert der Ware Arbeitskraft auf dem historischen Stand billig produzierbarer kohlenhydratreicher Ernährung steht, wie es weltweit bis in die Mitte des 20sten Jahrhunderts die Regel war.
Die Ess- und Ernährungsweisen der industriellen Massenarbeiter der kapitalistischen Metropolen haben sich dem gegenüber in den letzten 50 Jahren signifikant geradewegs entgegengesetzt der Reduktion ihrer körperlichen Schwerstarbeits- und Lebensweise verschoben: sie ernähren sich geradezu wie die `Scheunendrescher´. Sie nehmen im Vergleich ihrer Elterngeneration weniger billige Kohlenhydrate zu sich und führen stattdessen eine übergroße Portion Fett und Eiweiß zu sich. Die historische Überwindung einseitiger kohlenhydrathaltiger Ernährung der unmittelbaren Produzenten, im Gegensatz zu den fleischverzehrenden Regeln der besitzenden Klassen, wurde in den letzten dreißig Jahren möglich. Denn die Produktivitätssteigerung der gesellschaftlichen Arbeit senkte den Wert der Nahrungsmittel rapide (damit also auch den Wert der Ware Arbeitskraft). Diese Fett- und Eiweißmast ist physiologisch unausgewogen und kann selbst durch ausgedehntes Jogging oder anderen Formen von Körperbetätigung nicht verbraucht werden. Die Folgen sind so genannte Zivilisationskrankheiten, zunehmend Übergewicht, massenhafte Zunahme von Herz- Kreislaufkrankheiten usw.
Vom ernährungsphysiologischen Standpunkt ist klar, dass die blinden individuellen Ernährungsgewohnheiten entsprechend der Änderung der Arbeits- und Lebensweisen auf angemessene fett- und eiweißärmere und ballaststoff- und vegetabilienreichere Grundlage umgestellt werden müssten. Die Tendenz zu Außer-Haus-Verzehr mit zunehmend 50% Anteilen an den Verköstigungsausgaben mit entsprechendem Praxisverlust der Selbstverpflegung, verweist zugleich auf den unmittelbar gesellschaftlichen Charakter der künftigen Ernährungslage der Massen auf einer materiell reichhaltigen Grundlage – einem wahren Büfett der Weltkulturen – nicht nur im Vergleich mit historisch vorgegeben 2x täglich Hirsebrei.
Die industrielle Massenfertigung von Fertiggerichten mit samt der Logistik bis zur Essensausgabe an den Endverbraucher ist inzwischen wissenschaftlich, also auch ernährungsphysiologisch, wohl bestellt – schon aus Marketinggründen angesichts eines großen Bevölkerungssegments von Körperkult-Treibenden. Alle am Catering ökonomisch beteiligten Verbände und öffentlichen Institutionen des Gesundheitssystems kooperieren in konzentrierten Aufklärungskampagnen für angemessene Essgewohnheiten (z.B: www.5amTag.de). Doch Ess-, Trink-, Genussmittel-Gewohnheiten sind Paradebeispiele für das eklatante Missverhältnis zwischen unserem Wissen und unserem regelmäßigen Einschwenken auf die Befriedigung erworbener Süchte.
Der Trend zum Außer-Haus-Verzehr wird beschleunigt durch die Tendenz zum Ein-Personenhaushalt. Er betrifft die Konsumenten bezüglich des Außer-Haus-Verzehrs klassenmäßig umso mehr, wie sie klassenschichten-übergreifend zum working poor gezwungen sind: möglichst viel unbezahlte Arbeitszeit fürs Kapital. Dies bedeutet die Verwandlung des allergrößten Teils der Lebenszeit zu Lohnarbeitszeit. Hierzu gehören die damit verbundenen Fahrzeiten zum und von Ort(en) der Arbeit. Hinzu kommen große Teile der individuellen Reproduktionszeit (="Freizeit") für die Erledigung von notwendigen Geschäftsgängen und bürokratischem Formalkram als Wirtschafts- & Staatsbürger.
Die minimale tatsächliche Freizeit schlägt um in die Abwicklung von Events des Monadenheeres vereinzelter Wirtschaftsbürger. In der verzweifelten Jagd nach Befriedigung materieller und immaterieller Bedürfnisse finden sich nur Zerstreuung im Austauschakt Ware gegen Geld, Leistung gegen Gegenleistung, Give and Take – als Wiederholung des Gleichen in unterschiedlichen Ausdrucksformen von Warentausch. Die Konkurrenzform der Lohnsklaverei lässt in der Produktions- wie in der Reproduktionssphäre der Individuen in der Regel nur Prestige- bis Existenz-Kampf zu. Es ist der Konkurrenzkampf aller gegen Alle, gegeneinander gerichtet mit gewaltigem psychischem Verschleiß im Unterschied zu früheren Generationen.
Dies steht im diametralen Gegensatz zur gleichzeitigen sachlichen Abwicklung des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses selbst. Denn in ihm kommen die Lohnsklavenheere unter dem privaten Kommando der Bourgeoisie in erzwungener Kooperation tagtäglich in faktisch eigener Regie der sachlichen Leitung und kontinuierlichen Umsetzung der Produktionsziele der Abteilungen I und II des gesellschaftlichen stofflichen Gesamtprodukts unter kapitalistischem Verwertungszwang ihrer Arbeitskraft (zugleich einander mobbend) nach.
Diese widersprüchliche Einheit zwischen gesellschaftlichem und individuellem Alltagsdasein des allgemeinen Lohnarbeiters – seiner individuellen Armut und Abhängigkeit vom und im von ihm selbst mit-erzeugten und von ihm getrennten gesellschaftlichen Reichtum – erzeugt Existenzängste, die sich psycho-somatisch in unüberblickbaren Erkrankungsformen niederschlagen und unter anderem das Ess- und Trinkverhalten der körperlich und vor allem psychisch überlasteten kommunikativen Durchschnittsarbeiter wesentlich bestimmen.
Der bürgerliche Staat sorgt zudem mit seinen Organen dafür, dass der Raum gesellschaftlicher Produktion und Konsumtion der privaten Eigentümer hermetisch gegeneinander abgesperrt ist und sich hinter formale staatlich-bürokratische Kontrollinstanzen verbarrikadiert. Jede gesellschaftliche Problemlage – wie zum Beispiel BSE – wird sogleich auf Grundlage der auf eigene Rechnung wirtschaftenden und juristisch von einander getrennten Privateigentümer individualisiert sowohl auf Seiten der Produzenten wie der Konsumenten. Die Individuen werden propagandistisch von der Wiege bis zur Bahre moralin-sauer auf sich selbst zurück geworfen im Namen von Freiheit zur Selbstverantwortung – von sämtlichen Flügeln des Parteienspektrums der OECD Staaten. Eine Freiheit, die tagtäglich mit der Tretmühle der Lohnsklaverei erkauft werden muss. Angesichts der desolaten Existenzlage des modernen Lohnarbeiters überhaupt Gesundheit von Körper – Seele – Geist als Richtmaß behaupten zu wollen, klingt von Tag zu Tag zynischer.
Manche auf Distinktionsgewinn erpichte meinen zu wissen, was der nicht-amerikanischen kulturvollen Seele und ihrem Bauch nicht gut tut: der weltweite Trend zum Außer-Haus-Verzehr wird in kleinbürgerlichen NGO-Kreisen weltweit als Mc-Donaldisierung des US-Kulturimperialismus verschrien. Dies verweist auf den idealistischen Charakter der Kulturtheorie dieser rückwärtsgewandten sich fortschrittlich gebenden Provinzler – denn Außer-Haus-Verzehr setzt sich als kostengünstiger=zeitsparend gegenüber Selbstverpflegung (=Einkaufen + Zubereiten + Reinigen) durch. Mancherlei pfäffisches Pflänzchen möchte gar die eigenen Normen eines grünen Gartenzwerg-Lifestyles deutscher Toskana-Führungskräfte als Erzieher des uneinsichtigen Pöbels gesellschaftlich durchsetzen. (Zur Kritik deutscher Ernährungsideologie siehe: www.eule.de)
Aber sie werden geschichtlich wieder einmal zu spät kommen mit ihrer "naturgesetzlichen" Volksgesundheitsdiktatur. Die USA hält ihnen auch hierin den Spiegel ihrer eigenen Zukunft vor: der Kapitalismus hat damit begonnen, auch die Erhaltung und Reparatur seiner Ware Arbeitskraft über das Geld als dem größten gesellschaftlichen Gleichmacher zu regeln – jenseits überkommener solidarischer Sozialversicherungsformen: die Versicherungsprämien für Risikogruppen werden erhöht: Raucher, Trinker, andere Süchtige, Übergewichtige etc. pp. werden die Segnungen der kapitalistischen Wissenschaften als Biomacht zu spüren bekommen. Schon jetzt bestimmen in den USA automatische Maschinen von Versicherungskonzernen die "optimale" Versorgung von umfassend dokumentierten Versicherten mit Medikamenten und Essens- und Bewegungsplänen. Den Ärzten bleibt nur die Patientenuntersuchung und Weiterleitung der Befunde & Verordnungen – die Diagnose selbst wird ihnen aus der Hand genommen. Die individuelle Genkarte wird die zukünftig Geborenen von der Wiege bis zur Bahre begleiten. Durchschnittlich ein dutzend Risikofaktoren des einzelnen Individuums werden seine Ernährungs- und Genussweise versicherungstechnisch bestimmen.
Die kapitalistische Gesellschaft versucht, den Reproduktionsbereich seiner Mitglieder umfassender zu kontrollieren, um sozialen Eruptionen vorzubeugen. Die Kosten der Nachzucht, Aufzucht, Bildung, Erhaltung, Reparatur der Ware Arbeitskraft sowie Altersversorgung sollen minimiert werden durch fette Risikoaufschläge der Versicherungen bis hin zur Drohung der Vertragskündigung bei "vorsätzlich" "ungesunder" Lebensführung – inklusive Denunziations- & Klagerechten der eigenen Kinder.
Zugleich zeigt die Produktivkraft Wissenschaft die Schranken kapitalistischer pharmazeutischer Industrie auf: nur die Erforschung von Massenkrankheiten lohnt sich wegen zu erwartender Massenproduktion von Medikamenten mit langen Patentschutzfristen – bei zehntausenden "seltenen" Krankheiten lohnt sich der Aufwand der zu erwartenden Entwicklungskosten wegen zu geringer Erkrankungsfälle nicht. Damit verfehlen sie ihre, gegenüber der WHO abgegebene Selbstverpflichtung zur Entwicklung von Medikamenten gegen alle Krankheitsbilder auf dem möglichen Entwicklungsstand der gesellschaftlichen Produktivkräfte.
Ebenso stößt das öffentliche wie private Gesundheitswesen der QECD-Staaten an ökonomische Schranken kapitalistischer Produktion, da der zügige, arbeitsintensive Einsatz vorhandener Ressourcen zu große Teile der Profitmasse verschlucken würde. Daher wird das öffentliche Gesundheitswesen unter patienten-abschreckende Mangelversorgung gesetzt und der Ausweg in der Privatisierung vor allem des Krankenhaussektors gesucht. Die Kommissionsberichte zum Gesundheitswesen der USA sowie Deutschlands von 2001 weisen auf erschreckende Rückständigkeit der medizinischen Praxis zum Stand der medizinischen Forschung.
Die z.B. in Deutschland lokal orientierten kommunalen und konfessionellen Krankenhausträger sind als Einzelne den großen Produzenten und dem Handel für Krankenhausbedarf gegenüber in schlechter Nachfrageposition und sind zudem wegen Überschuldung aller öffentlichen Haushalte unterfinanziert. Sie reagieren zurzeit durch regionale Zusammenschlüsse und Kooperationen von Kliniken auf die gewachsene Produktivkraft der medizinischen Arbeit. Die ständischen Berufsorganisationen der Ärzte in Deutschland wie das Krankenkassensystem hinken der medizinischen Entwicklung ebenfalls hoffnungslos hinterher. Letztere 400 Kassen in Deutschland sind noch immer korporatistisch nach Arbeiterstand (AOK), Handwerk (Innungskassen), Angestellte (Ersatzkassen, Betriebskassen), Selbstständige (Privatkassen) getrennt organisiert – wie seit Bismarck´s feudalen Zeiten. Erst deren Fusionen auf zentralisiertem Grad heutiger Informationstechnologie eröffnen Wege zu hohem Standard medizinischer Behandlung – und zugleich zu jenen Formen medizinischer Versorgung, wie sie oben für die USA beschrieben wurden.
Überakkumuliertes Kapital wartet auf Einsatz als apparativer und operativer Medizintechnik und zur Betreibung von Klinikketten. Die privaten Klinikbetreiber drücken die Löhne der Belegschaften auf das Wertniveau einfacher Arbeitskraft – unter Abschaffung der kommunalen sozialen Absicherungssysteme des Klinikpersonals. In ganz Kontinentaleuropa läuft ein breiter Kampf nicht nur des Krankenhauspersonals gegen die Privatisierung des Krankenhaussektors. Der tatsächliche Kampf gegen die Verschlechterung der materiellen Existenzlage und der Arbeitsbedingungen des Personals wird allzu gerne gleichgesetzt mit einem vermeintlichen Kampf gegen die Verschlechterung der medizinischen Versorgung der Patienten.
Der einsetzende Zentralisationsprozeß im Krankenhaussektor ist historisch überfällig – die Front des medizinischen Wissens bricht die alten Produktions- und Verkehrsverhältnisse des Gesundheitswesens. Durch eine neue kollegiale Arbeitsorganisation kann dieses Wissen standardisiert & spezialisiert zum allgemeinen Patientenwohl eingesetzt werden – es ist also kostengünstiger als das eigenbrötlerische, eitle, kurpfuschende, halb-feudale Chefarztsystem. Dass der jetzt ablaufende Zentralisationsprozeß im Gesundheitswesen in kapitalistischer Form verläuft und nicht in den Händen der assoziierten Produzenten selbst – hierin besteht das historische Dilemma und nicht in der Zentralisation des Gesundheitswesens als Ganzem. So hat die niederländische standardisierte medizinische Grundversorgung unter staatlicher Regie einen hohen Qualitätsgrad. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Hausarzt seine Patienten kennt. Jeder Einwohner wird automatisch den territorial gegliederten Arztpraxen lokal entsprechend seinem Wohnort zugewiesen – die Niederländer benötigen keine freie Hausarztwahl, weil die Allgemeinmediziner hoch standardisiert arbeiten.
Die pharmazeutische Industrie, das gesamte Gesundheitswesen wird zum schlagenden Beispiel für die Hemmnisse, die die kapitalistische Produktionsform der Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit anlegen. Die Anhäufung von abstraktem Reichtum in Kapitalform – welcher ausschließlich auf seine maßlose Vermehrung aus ist – lässt die vernünftige Reproduktion der Gesellschaft und aller ihrer Glieder nicht zu: ein historisches Paradoxon des zugrunde Gehens am gesellschaftlichen Überfluss von nicht benutzten Massen von Fabriken, Waren, Geld und unbeschäftigbaren Menschen – bei gleichzeitigem milliardenfachem, gar tödlichem Mangel an allen Gegenständen des Alltagsgebrauchs. Gerade in der jetzigen stagnativen Phase des industriellen Krisenzyklus zeigen die riesige Vernichtung von produktivem Kapital und die Entlassung entsprechender Arbeitermassen die Schranken kapitalistischer Warenproduktion – als privatkapitalistische Schranke des Einsatzes dieser materiellen Produktionsgrundlagen zur Befriedigung der notwendigen menschlichen Bedürfnissen aller Mitglieder als gesellschaftlicher Entwicklungsrichtung.
Jedem Kind ist klar, dass heute die Ernährung, die gesamte Gesundheitsfürsorge wie die gesellschaftliche Gesamtvorsorge zur Reproduktion sämtlicher Gesellschaftsmitglieder von der Wiege bis zur Bahre nach menschlichem Maß machbar ist – wenn wir die vom Kapital geschaffenen materiellen Grundlagen und Ressourcen und die Fähigkeiten des durchschnittlichen Individuums zum Maßstab nehmen und nicht jenen maßlosen Akkumulationstrieb des Kapitals – als Zwang zur Selbstverwertung des Werts durch laufende Einsaugung sich steigernder milliardenfacher Arbeitskraftmassen zwecks Abpressung unbezahlter Mehrarbeit. Alle so genannten Reformen der sozialen Absicherungssysteme in den OECD-Staaten verweisen in ohnmächtiger Flickschusterei in Richtung schlechterer Grundversorgung der Lohnarbeiterklasse – bei gleichzeitigem Anwachsen des gesellschaftlichen Reichtums in privaten Händen.
Gibt es der technischen und personellen Sachlage nach für das Weltproletariat eine andere Möglichkeit, sich dem kapitalistischen Gesundheitsdiktat zu entziehen, als selbst die politische Herrschaft zu erobern und die Produktionsverhältnisse umzuwälzen – um im historischen Maßstab erstmals Hunger und Unterernährung zu beseitigen und die sozialen Absicherungssysteme nach menschlichem Maß für alle Mitglieder der Gesellschaft auszubauen? Die jetzige individuelle Überforderung mit allen gesundheitlichen, also auch ernährungsphysiologischen & -psychologischen Fragen wird hierbei gesamtgesellschaftlich bewusst transparent angegangen und in freier Kooperation der Teilarbeiter des gesellschaftlichen Gesamtarbeiter bewältigt und somit die eigene Gesundheit auf wissenschaftlicher Stufe neu gesellschaftlich & individuell angeeignet im Gegensatz zu der klassengebundenen bürgerlichen Trennung von Hand- und Kopfarbeit.
Nun sind wir vom kritischen Aufwerfen der ideologischen Komplexe rund um die bürgerlichen Formen von Warenkunde, Ernährungslehre und Gesundheitsvorsorge an jene Schnittstellen gelangt, wo die Produktivkraft Wissenschaft als deren Grundlage uns weiterhelfen kann in Fragestellungen nach dem Was Wie produziert wird.